das Archiv – interview Jenz wünsch aka 'die Grille'

„Beat Street
war für alle
im Osten die
Stunde Null"

> jens wünsch aka 'die grille'

> Was ist dein persönlicher Beitrag zur Hip Hop Kultur?
Worin bist Du ein vorreiter?

Ich war ein Pionier, zumindest in der DDR – ein Jungpionier – und bin dann irgendwann zum FDJler gereift. Irgendwie bin ich 1984 durch glückliche Umstände mit Breakdance in Berührung gekommen. Zu dem Zeitpunkt begann meine Karriere, und zugleich war es der Startpunkt einer Pioniergeschichte in Sachen
B-Boying und Breakdance in der DDR.
 
Ich habe diese Berührung mit Breakdance genauso erlebt wie die meisten: Man fährt irgendwann in ein Ferienlager, und weil dort auch Berliner Jugendliche dabei sind, kommt man mit Breakdance in Kontakt. Genauso war’s bei mir auch. Ich bin 1970 geboren, meine Eltern waren ganz normale Arbeiter in der DDR, keine Akademiker. Meine Mutter arbeitete als Näherin bei der ‚Volltuch‘, und ich hatte das Glück, ins Ferienlager fahren zu dürfen. Das war ein Mix aus Kindern der Arbeiterklasse und Akademikerkindern aus der Staatsanwaltschaft in Berlin. Ich kann bis heute nicht genau sagen, wie es zu dieser Kollaboration kam, aber das war der Punkt, an dem alles begann. Dieses typische Szenario: „Wir haben heute Abend Disco“… und dann sah ich die Berliner Kids, wie sie die ersten Robot-Bewegungen machten. Fasziniert davon kam man ins Gespräch, tausend Fragen: Was ist das? Was machst du da? – wie gesagt, wir sprechen hier vom Jahr 1984.
Ich komme ursprünglich aus Görlitz, dem „Tal der Ahnungslosen“. Das ist inzwischen ein belächelter Begriff für die Region um Görlitz, Bautzen und Löbau – da gab’s kein Westfernsehen, nichts. Demzufolge kannten wir auch nichts, es sei denn, irgendwelche Zeitungen wurden geschmuggelt oder man hat die Quelle-Kataloge durchgeblättert und sich an den tollen Sachen im Westen erfreut, die es dort gab. Ansonsten waren wir völlig abgeschnitten, da es weder Westfernsehen noch Westradio in der Region gab. Und dann, mit 14 Jahren, kommst du ins Ferienlager und siehst diese Kids aus Berlin diese Bewegungen machen. Du kannst dir vorstellen, was für einen Eindruck und welche Faszination das auf mich ausgeübt hat. Natürlich kursierten auf so einer Veranstaltung auch viele Geschichten, aber dieser Blödsinn gehörte 1984 einfach dazu, weil niemand über fundiertes Wissen verfügte und der Begriff „Breakdance“ noch nicht wirklich bekannt war.
Das sollte sich dann aber schnell ändern.
 
Zurück in Görlitz lief im Sommer 1984 im polnischen Fernsehen jeden Mittwoch um 19:30 Uhr eine Sendung mit Videosequenzen – nicht zu vergleichen mit dem heutigen Musikfernsehen wie MTV oder Viva, die zu dieser Zeit natürlich noch völlig unbekannt waren. Jedenfalls gab es tatsächlich eine Spezialfolge über Breakdance, unter anderem mit einem Ausschnitt aus Flashdance, in dem die ikonische Regenschirm-Szene zu sehen war. Ab diesem Zeitpunkt war es für mich vorbei. Die Sendung wurde mehrfach wiederholt, und ich habe vor dem Fernseher versucht, diese Bewegungen nachzuahmen. Diese „ersten Schritte“ habe ich dann für mich alleine bis ins Frühjahr 1985 gemacht, da ein Austausch mit anderen kaum möglich war. Man muss dazu sagen, dass für die normale Arbeiterklasse in der DDR ein eigenes Telefon ein Fremdwort war und vom Staat nicht vorgesehen war – es sei denn, man hatte Sonderrechte oder war Arzt. Somit war man von der Außenwelt abgeschnitten und isoliert – erst recht im „Tal der Ahnungslosen“. Wie tauscht man sich über das aus, was man gesehen hat? Wie kommt man an diese Musik?
 
Es gab damals nur diese RFT-Rekorder, die zum einen mit einem Preis von 1200 Ostmark völlig überteuert waren und zum anderen auch niemand haben wollte. Also besorgte man sich die entsprechenden Geräte aus dem „An- und Verkauf“ – Gebrauchtware oder auch Neuware, die dann allerdings zu astronomischen Preisen angeboten wurde. Ich hatte das Glück, dass mein Vater sich so ein Teil – einen Sharp GF 7500 – ergattert hat. Diesen Kassettenrekorder besitze ich heute noch und erinnere mich gerne beim Anblick an die vergangenen Zeiten. Mit diesem Sharp legte ich mich auf die Lauer, in der Hoffnung, eine Überreichweite
aus Westberlin zu empfangen – vor allem von den Sendern RIAS 1/2 (Rundfunk im amerikanischen Sektor, Anm. d. Red.) und SFB – um neue Musik aufzunehmen. Besonders samstags abends, wenn in der „Studio 89“ Sendung Sachen von Barry Graves liefen. Leider kippte die Überreichweite irgendwann und ging von den neuesten Hits in ein lautes Rauschen über.
 
Insofern war es bei uns nicht wie bei vielen anderen, dass wir zu diesem Zeitpunkt bereits relativ gut
vernetzt waren. Damit meine ich Boogie Wave, die Leute an der Küste oder zum Beispiel einen Hahny –
das waren die Leute im Osten, die bereits anders unterwegs waren und definitiv zur ersten Generation
der Breaker in der DDR gehörten. Die haben sicherlich auch schon mehr Moves draufgehabt, weil sie
Zugang zu Westfernsehen hatten. Ich hingegen war eben nicht vernetzt und habe somit eine Alleinshow
in Görlitz gemacht.

> Aus heutiger Sicht völlig unbegreiflich. Wenn es keinen Zugang zu Zeitschriften oder Sendungen im Fernsehen gab, die sich mit dem Thema Breakdance befassten – aus welchen Quellen hast du dich dann bedient und woher hast du die Inspiration für deine Moves bekommen?

Im ersten Jahr habe ich angefangen, nur diese Robot-Geschichten zu imitieren, weil Beat Street zu diesem Zeitpunkt noch nicht angelaufen war – das kam erst Ende 1985, und in ländlicheren Regionen noch später. Natürlich war Beat Street die Initialzündung für alle Tänzer der zweiten Generation. Das war der Startschuss für alles. Wir hatten erst letztes Jahr eine Podiumsdiskussion mit Hahny, bei der wir dieses Thema beleuchtet haben: Beat Street war für alle im Osten die „Stunde Null“. Für mich persönlich war es zugleich ein Schlüsselerlebnis, um zu sehen, was überhaupt möglich ist. Ich war allerdings nicht bei den Uraufführungen oder Erstausstrahlungen dabei – Boogie Wave hat dazu ein paar Geschichten, was in Berlin los war. Bei uns allerdings kam das alles leider erst viel später an. Nach über einem Jahr „herumhampeln“
kam 1985 dann mein erstes nennenswertes Erlebnis – meine erste Battle… ohne zu wissen, was eine Battle ist. Den Begriff als solches kannte ich nicht, weder inhaltlich noch sprachlich. Die älteren Generationen wurden ja vom Staat „bestraft“, wenn sie Englisch lernen wollten. Ich erinnere mich noch aus meiner Schulzeit, dass man dann eine Nullstunde um 6.30 Uhr reingedrückt bekam oder der Englischunterricht
fand um 16 Uhr statt, sodass man am Nachmittag nochmal in die Schule musste. Es war eben nicht gerne gesehen, aber wer wollte, der durfte daran teilnehmen. Daher war der englische Begriff „Battle“ für uns noch ein Fremdwort.

Zurück zur Geschichte: 1985 habe ich also mit einem DJ-Kollegen eine Party veranstaltet, auf der plötzlich jemand kam und Robot-Moves zur Musik gemacht hat. Dann kam es, wie es kommen musste: Die erste Battle zwischen uns fand statt. Von diesem Ereignis gibt es einen kurzen Zeitungsartikel. Besonders interessant ist das typische DDR-Wording, bei dem Begriffe wie „Soli-Disco“ und „Parlament“ auftauchen. Dieser Ausschnitt ist der früheste Beweis, dass ich bereits 1985 aktiv in der noch unbekannten Breakdance-Szene der DDR unterwegs war.

Ich kann mich sogar noch an die Musik erinnern, zu der wir an dem besagten Abend getanzt haben: „Silent Circle – Touch In The Night“. Klingt absurd, war aber so. Danach kamen wir noch auf die Idee, „Nikita“ von Elton John zu spielen. Was dann passierte, war vorhersehbar. Die Anlage ging aus, das Licht ging an, die Party wurde beendet und die Kassette von der Stasi beschlagnahmt. Trotzdem wurden an diesem Abend, wie aus dem Artikel zu entnehmen, 204 Ostmark dem Solidaritätskonto eingezahlt (lacht).

Sächsische Zeitung, 1985

"In dieser Truppe
gab es einige,
die wie ich bereits
mit Breakdance
in Kontakt
gekommen waren"

"Super Freak" - Kette
1986 wurden wir dann alle zur Wehrausbildung in ein Ferienlager geschickt. Das waren 14 Tage körperliche Ertüchtigung mit einem täglichen 3-km-Marsch und Schießübungen an der Kalaschnikov. In dieser Truppe gab es einige, die wie ich bereits mit Breakdance in Kontakt gekommen waren. Aufgrund dessen fand dann eines Abends eine Breakdance-Veranstaltung statt, die zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht mit qualitativen Moves aufwarten konnte. Trotzdem war dieser Abend, der 3. Juni 1986, der Startschuss und die Geburtsstunde unserer ersten Gruppe, wie auf dem Gruppenbild zu sehen. Man muss vielleicht dazu sagen, dass Jean-Pierre zu diesem Zeitpunkt die Gruppe „Super Freaks“ bereits gegründet hatte und ich beim Aufeinandertreffen im Wehrlager dann aufgenommen wurde. In dieser Truppe gab es auch einen Spitzenturner, Henry Kluttig, der an den DDR-Gerätemeisterschaften teilgenommen hat, und jeder weiß, wie stark die DDR gerade beim Thema sportliche Ausbildung und Talentförderung war. Aufgrund seiner Fähigkeiten war er in der Lage, sich unsere Moves anzusehen und sofort nachzumachen.
 
Kleine Anekdote dazu: Als wir aus dem Wehrlager wieder zurück nach Hause kamen, in eine typische Plattenbausiedlung in Görlitz-Königshufen, versuchten wir im Trockenkeller die „Windmill“ zu üben, die wir vorher bei Beat Street gesehen hatten und bei der niemand wusste, wie dieser Move überhaupt funktioniert. Er schaute sich das eine Zeit lang an, wie wir uns einen abgequält haben, und sagte dann: „OK, ich mache das Ding“ – und dann hat er den Move gemacht! Es war zwar eine Windmill mit Stützen, aber es war eine verdammte Windmill, und zu der damaligen Zeit war das ein Schock für mich. Man hatte gerade erst angefangen und machte seine Handvoll Robot-Moves, aber auf dem Boden ging zu diesem Zeitpunkt einfach noch gar nichts. Und dann so etwas.

Fahrschein und Veranstaltungsausweis
vom 06. Juli 1986
in Drebkau

Kurz darauf fand die erste DDR-Meisterschaft in Drebkau bei Cottbus statt, und unsere Gruppe wurde durch sehr glückliche Umstände eingeladen. Man muss dazu sagen, dass Pierre damals sehr gute Kontakte zu den „Big Mini Breakers“, einer bekannten Gruppe aus Cottbus, hatte, die als die Nummer zwei neben den Boogie Waves galten. Der Vater seines guten Freundes, der Manager der Gruppe war, war Kulturattaché in Cottbus und hatte 1986 diese Meisterschaft ins Leben gerufen. Wir sind also nach Drebkau gefahren und haben gestaunt, was zu dieser Zeit in der DDR in Sachen Breakdance schon alles möglich war und wie viele Gruppen es bereits in den frühen Jahren gab. Dort habe ich zum ersten Mal die „Big Mini Breakers“ gesehen, die eine unfassbare Show mit Feuerwerkselementen gemacht haben.

Ebenso habe ich zum ersten Mal die Gruppe „Boogie Wave“ gesehen, die für uns natürlich die Stars waren. Auch wenn diese Shows natürlich einen gewissen
Ost-Flair haben, schaue ich mir deren Shows heute noch gerne an. Es war einfach toll zu sehen, was für die damalige Zeit schon für Leistungen vollbracht wurden. Für mich war das ein reiner Kulturschock. Zu erwähnen ist noch die großartige Organisation des Events. Wir waren alle in einem Schloss untergebracht und haben dort die ganze Nacht vor der Meisterschaft trainiert.
In genau dieser Nacht habe ich auch meine erste Breakdance-Kassette in Drebkau aufgenommen, die ich bis heute wie einen Schatz hüte. Ich kenne noch die exakte Playlist – darunter sind unter anderem Sachen von Man Parrish und Lisa Lisa & Cult Jam. Das Ding halte ich in Ehren.
Die erste eigene Breakdance-Kassette – Juli 1986
Aufgenommen auf einer handelsüblichen
ORWO K60 Low Noise Magnetbandkassette
mit 2 x 30 Minuten Spielzeit aus dem
VEB Chemiefaserwerk "Friedrich Engels" Premnitz

"Beat Street war
für uns kein Film mehr, es war eine Lebenseinstellung.
Wir haben Beat Street gelebt"

Die Teilnahme an einer Meisterschaft war für mich eine weitere Initialzündung. Beat Street lief noch in den Kinos, und wir sind regelmäßig hingegangen, um uns den Film zum hundertsten Mal anzusehen. Wir konnten die Dialoge mitsprechen. Aber etwas anderes ist passiert – Beat Street war für uns kein Film mehr,
es war eine Lebenseinstellung. Wir haben Beat Street gelebt. So hatte unsere Gruppe zum Beispiel auch einen Manager – ich frage mich heute noch, was er eigentlich gemacht hat – aber im Film tauchte einer auf, also brauchten wir auch einen. Der rannte auch genauso rum: Trenchcoat, Aktenkoffer und diese typischen Klischees. Wir haben diesen Film, diesen „Way of Life“, in unsere DDR-Kleinstadtmentalität hineinprojiziert.

> Wie war das möglich? Schliesslich handelt es sich, im Gegensatz zur DDR-Kultur mit ihren Werten und Normen, um eine westliche Kultur des kapitalistischen „Klassenfeindes“. Wie konntet ihr diese „Parallelkultur“ ausleben?

Dazu muss man sagen, dass wir im Osten aufgrund der Umstände sehr gut improvisieren konnten. Ich hatte das Glück, dass mein Vater diese Weitsicht hatte, mehr in unserem Hobby zu sehen, und uns für unsere Leidenschaft einen Trainingsraum zur Verfügung stellte. Er hat uns als Hausmeister einen Souterrain-Raum zur Verfügung gestellt, den wir zum Trainieren nutzen konnten. Das war so eine Art Spiegelkabinett von 3x3 Metern, in dem wir uns unser „New York“ mit Graffiti und Postern an den Wänden geschaffen haben. Es gab einen Ofen, eine kleine Couch, und mein Vater hat uns einen abnehmbaren Spiegel installiert. Ich habe von einem Bericht über Breakdance, der in der „Melodie & Rhythmus“ (Musikzeitschrift in der DDR, Anm. d. Red.) veröffentlicht wurde, ein Poster eines Tänzers, der gerade eine Windmill macht, als Vorlage genommen, um einen Breakdance-Tänzer an die Wand zu malen. Darüber dann ein Koterfei von Crazy Legs (Rock Steady Crew, Anm. d. Red.) und die Skyline von Manhattan. Fertig. In diesem Raum haben wir dann die nächsten Jahre trainiert.
Proberaum Görlitz
Hier probte die Gruppe in der Sonnenstrasse zwischen 1987 und 1989.
(Henry, Kerstin, Ronny)
Wenn man die Meisterschaft 1986 in Drebkau, bei der man das erste Mal mit den anderen Gruppen zusammenkam, geschichtlich als den ersten Schockmoment beschreibt, folgte der nächste bereits im Oktober 1987. Im darauffolgenden Jahr hatte ich bei der Meisterschaft in Guben das für mich prägendste Erlebnis: die erste Begegnung mit Tommy (Thomas Reißig aka B-Boy Tommy Boy, Anm. d. Red.) aus Dresden. Tommy, ab 1991 Mitglied der TDB Crew, war zu der damaligen Zeit auf einem ganz anderen Level. Aus Erzählungen habe ich gehört, dass er bereits 1985 auf der Prager Straße getanzt hatte und zu diesem Zeitpunkt schon einen wahnsinns Backspin in die Brücke rein machen konnte – das konnte er in Perfektion. Jedenfalls hatte Tommy an diesem Abend in Guben mit Pierre aus unserer Gruppe eine Battle in Sachen Backspin. Obwohl beide in wahnsinnig hoher Geschwindigkeit unterwegs waren, war Tommy einfach in
einer anderen Dimension.
 
So war er es auch, von dem ich das erste Mal live eine Windmill sah. Das war unglaublich und prägend zugleich. Storm (Niels „Storm“ Robitzky, Breakdance-Legende, Anm. d. Red.) hat in seinem Buch auch eine Sequenz, in der es um Tommy geht. Dort schreibt er unter anderem: „Wenn Tommy eine Windmill machte, hat nichts gepoltert. Die war einfach rund und wunderschön.“ Das kann ich nur bestätigen. Diesen Move das erste Mal nach Beat Street in echt zu sehen, war für mich ein Schock. Die Jungs von „Boogie Wave“ waren auch schon im Bereich der Windmill unterwegs. Das war damals einfach der ultimative Move. Wenn Tänzer zu der Zeit aufeinandertrafen, war das wie ein Aushängeschild: Macht er überhaupt eine Windmill? Wie ist die Windmill? Macht er mit oder ohne Stützen? Egal wie, Tommys Windmill war von einem anderen Planeten. Du hörst ja gerade, wie ich nach so vielen Jahren immer noch mit voller Begeisterung und Faszination davon erzähle.

Zum einen der Mensch: Tommy hatte eine gewisse Art, niemanden an sich heranzulassen. Mit seiner Art zu tanzen und sich zu bewegen, war er seiner Zeit einfach voraus. Das ist eine Konstante in seiner Laufbahn –
er war immer seiner Zeit voraus. So hat er 1987/88 Continuous Headspins gemacht. Er hat seine Mütze hingelegt – klar, er hatte etwas drin – hat sich hingestellt und einen Continuous Headspin gemacht mit einer Rundenzahl, die gigantisch war. Das konnte damals niemand. Jeder hat zu der Zeit noch an der Windmill gefrickelt, und er war einfach schon einen oder zwei Schritte weiter als alle anderen.
Keine Ahnung, woher er das alles hatte.

"Uns als Crew
war zum
damaligen
Zeitpunkt nicht bewusst, was
für ein besonderes Mitglied wir in der Gruppe hatten"

Gruppenfoto 1988 in Görlitz
Henry, Jens, Kerstin, Ronny, Micha (v.l.n.r.)
Fotografiert vom Mitglied Jean-Pierre

> Wie gross war eigentlich eure Crew zu diesem Zeitpunkt, als ihr angefangen habt, zusammen auf Meisterschaften zu fahren?

Die Gruppe bestand aus sechs Mitgliedern. Nach dem Wehrlager im Jahr 1986 habe ich auch Kerstin kennengelernt. Das ist auch die zweite Größe in meinem Leben nach Tommy. Kerstin ist einfach für jeden
B-Boy und vor allem für jedes B-Girl ein Begriff. Sie war das erste Powermove-B-Girl, das es jemals gab – und auch sie kam aus der DDR. Sie hat Kombinationen gemacht, da komme ich später noch drauf zu sprechen, die sind unglaublich. Wenn man bedenkt, in welchem Alter sie diese Kombinations-Moves gezogen hat, ist das auch nach heutigen Standards immer noch eine unfassbare Leistung.
Kerstin hat bei uns mittrainiert und war eigentlich eine Turnerin. Ich habe übrigens auch einen Turn-Hintergrund, der lange vor meiner Breakdance-Zeit begann. Kerstin hatte eben auch aufgrund des Turnens die Fähigkeit, die Moves sehr schnell umsetzen zu können. Uns als Crew war zum damaligen Zeitpunkt nicht bewusst, was für ein besonderes Mitglied wir in der Gruppe hatten. Ein Mädchen, das Breakdance macht, eine Windmill oder einen Hand Glide macht – das war unvorstellbar. Das gab es eigentlich gar nicht. Heute würde man das als innovativ beschreiben.
 
Genauso innovativ waren auch unsere Outfits. So hatten wir zum Beispiel selbstgemachte Trainingsanzüge mit Gerippen, um Showelemente in unsere Choreografien einzubauen. Es gibt davon sogar noch Fotos von dem Auftritt aus dem Karl-Marx-Clubhaus im Juli 1987.

Karl-Marx-Clubhaus, Juli 1987
Auftritt mit den selbstgemachten
"Gerippe"-Trainingsanzügen

Zurück zum Thema. Wir haben also angefangen wie die Irren in unserem „Spiegelkabinett“ zu trainieren und sind dann als Newcomer zu den ersten Partys in die „Scheune“ nach Dresden gefahren. Dort haben wir dann Tommy wieder gesehen, der dort mit seinen Jungs von „Rap Machine“ am Start war. Dort hatte ich auch meine erste Begegnung mit einem Rapper auf der Bühne – Alex von Electric B.. Der vollständige Name war: TJ Big Blaster Electric Boogie (TJ = Tape Jockey anstatt Disc Jockey, Anm. d. Red.). Er stand da auf der Bühne mit einem unvergleichlichen Elektro-Sound und hat mit einem leichten sächsischen Dialekt auf Englisch gerappt. Dazu waren Tänzer am Start, die Electric Boogie getanzt haben.

Diese Atmosphäre war magisch. Alle Gruppen, die damals in Sachsen waren, kamen zu den Jams in die „Scheune“. Rückblickend betrachtet, ist damals schon dieses Hip Hop-Ding reinprojiziert worden. Da kamen die Graffiti-Writer – ich habe noch Bilder von den ersten Pieces an der „Scheune“, die es heute leider nicht mehr gibt, weil sie inzwischen abgerissen wurde.
 
Die Bilder wurden von „El Unico“ (Gabor Steisinger, Zeichner bei Quick Animation, DEFA Trickfilmstudio Dresden, Berühmter Trickfilm über die DDR-Breakdance-Szene, Anm. d. Red.) und von Andy K. gemalt. Wenn ich bedenke, was 1987 schon alles möglich war und was Gabor von Quick Animation gemalt hat – ein Traum. Er hat natürlich auch T-Shirts und Jacken bemalt, weil er das einfach wie kein anderer konnte. Zudem war er ein unglaublich talentierter Boogie-Tänzer.

Wo wir bei Begegnungen sind: Hahny (Heiko Hahnewald / Meißen, Anm. d. Red.) habe ich das erste Mal damals in Guben gesehen. Das ist der dienstälteste Powermover aus Deutschland. Momentan geht er auf die 58 zu und macht trotzdem weiterhin seine Headspins. Hahny lebt das. Er hat jedoch seinen ganz eigenen Weg gemacht. Er war nie der Battle-Tänzer, sondern wollte einfach nur auf der Bühne stehen und tanzen.

"Diese Atmosphäre
war magisch.
Alle Gruppen, die damals in Sachsen waren,
kamen zu den Jams
in die Scheune"

Kulturzentrum "Scheune" in Dresden, 1988
Ausschnitt aus der Aufnahme, die auch in der ZDF-Dokumentation "Hip Hop in der DDR" gezeigt wurde, auf der sich die Crew vor der Abfahrt nach Dresden in der Tür des Zuges zum Gruppenbild aufstellt. Darunter eine Eintrittskarte aus demselben Jahr.
Dann kam 1988 der erste Leipziger Breakdance-Workshop. Wir hatten zum damaligen Zeitpunkt bereits mitbekommen, dass es sowohl gerade Mode war, aber vor allem die Chancen auf den Sieg erhöhten, wenn man sich zusammen mit einer Rap-Gruppe auf die Bühne stellte. Die Jungs von „Boogie Wave“ hatten die „Electric Beat Crew“ am Start – die natürlich einen fantastischen „Bambaataa“-Sound hatten. Die Show von denen war wie immer perfekt, der Sound hat einen mitgerissen und alles in allem war es schön anzusehen. Also haben natürlich alle anderen ebenfalls versucht, sich eine Rap-Gruppe zu besorgen. So auch wir. Leider fehlen mir die Erinnerungen, wie genau es dazu kam, dass wir zusammen mit den „Three M-Men“ auftraten. Die Jungs haben in Görlitz eine Lehre absolviert, und so haben wir uns irgendwie kennengelernt. Jedenfalls haben die für uns dann einen eigenen Song geschrieben und sind mit uns zum Contest nach Leipzig gefahren. Das Verrückte war: Wir kannten die Musik nicht (lacht). Die haben ihr „Rap-Ding“ gemacht – was objektiv auch super war. Allerdings war es keine Musik, die wir gefühlt haben. Eigentlich eine ganz skurrile Situation. Es gibt einen DDR-Mitschnitt von der Geschichte: Wir kommen gemeinsam auf die Bühne und wollen unsere Performance machen, aber kommen alle gar nicht in den Takt rein. Wir kannten zum einen die Musik nicht und hatten obendrein ein Problem damit, zum Takt zu tanzen.

> Ganz kurz: Ihr habt bis zum Auftritt vorher noch nie den Song gehört, den sie für euch komponiert haben? Und so seid ihr dann aufgetreten?

Richtig – und das beim Leipziger Breakdance-Workshop, zu dem man nur fahren durfte, wenn man die staatliche Einstufung „Mittelstufe“ hatte. Wir waren also eingeladen und hatten uns natürlich auch erhofft, durch die Unterstützung der Rap-Gruppe eine bessere Chance zu haben. Wir kamen dort als Crew einheitlich in schwarz-weißen „Puma“-Trainingsanzügen an, die wir uns selbst genäht hatten – und damit meine ich wirklich selbst genäht. Ich habe das bereits in der Doku Here We Come erwähnt, dass es in der DDR keine Jogginganzüge gab, zumindest nicht solche, die unseren Vorstellungen entsprachen. Also haben wir uns entschieden, die Dinger selbst zu schneidern. Für uns war natürlich der Puma Savannah aus Beat Street der absolute Traum. Wir haben also unsere Mütter gebeten, uns Replikate dieser Trainingsanzüge zu nähen. Die sahen auch fantastisch aus – sogar das Emblem und das Logo haben wir aus Wäsche-Aufbüglern ausgeschnitten und aufgeklebt. Das Problem war nur, dass wir nur den billigsten Stoff zur Verfügung hatten, den man kriegen konnte – die sogenannte „Faschingsseide“. Nach dem ersten Waschen waren die Anzüge drei Nummern kleiner (lacht). Später haben wir dann nur noch Übergrößen nähen lassen, damit die Sachen nach den ersten Waschgängen trotzdem noch passten.

Auch Schuhe waren ein großes Thema in der DDR. Ich hatte das Glück, etwas „privilegiert“ zu sein, weil wir Verwandtschaft im Westen hatten, deren Kinder in meinem Alter und mit meiner Statur waren – daher bekam ich oft gebrauchte Sachen. Trotzdem kam es auch vor, dass ich ein Adidas-Sneaker getragen habe, der mir drei Nummern zu klein war – aber ich hatte Adidas-Schuhe. Wie gesagt: Schuhe, Trainingsanzüge und generell solche Klamotten waren in der DDR immer ein Thema, bis irgendwann alle auf die Idee kamen, sich die Sachen selbst zu nähen oder zu entwerfen. Zum Beispiel war Beatschmidt (Bernhard Beatschmidt, Anm. d. Red.) ein begnadeter Maler, der sich eigene Stempel von bekannten Westmarken wie Nike, Adidas usw. machte. Andere haben sich ihre eigenen „Fat Laces“ gemacht – alles war möglich. Bei mir kamen vierteljährlich Westpakete mit neuen Sachen an, und so konnte ich auch ab und zu die Kollegen aus der Crew ausstatten.

"Nicht nur, dass sie optisch schön ist, mit dem Sternenbanner war sie auch ein Zeichen der Kritik am System"

Selbstgestrickte "USA-Mütze", 1987
 

> Besitzt du noch welche von den selbstgemachten Trainingsanzügen?

Leider nicht mehr. Aber ich habe noch ein Paar Adidas Boston im typischen Grünton aus dem Jahr 1986 –
die sind heute noch tragbar und haben einen Ehrenplatz in meiner Sammlung. Die habe ich mir aufgehoben. Genauso wie diese selbstgestrickte Mütze. Das erste Mal habe ich solche gestrickten USA-Mützen bei Tommy gesehen – das war sein Markenzeichen. Kurze Zeit später hat sich jeder zweite Tänzer in der DDR von seiner Mutter genauso eine Mütze stricken lassen. Nicht nur, dass sie optisch schön ist, mit dem Sternenbanner war sie auch ein Zeichen der Kritik am System. Es gibt immer wieder Diskussionen darüber, ob die Hip Hop-Kultur politisch ist oder war – und natürlich war sie das! Gerade bei uns war damals alles politisch. Und dass wir unter Beobachtung standen, war mir auch klar. Spätestens seit dem besagten Auftritt, bei dem wir die USA-Mützen trugen und deswegen von der Bühne mussten. So war das eben. Wenn man jedoch bei diesem „Kultur-Ding“ mitgespielt hat, war man auch angesehen. Ich kann jetzt nicht behaupten, dass ich aufgrund meiner Breakdance-Leidenschaft Repressalien zu befürchten hatte – ganz im Gegenteil. Obwohl wir auch etwas Glück mit der ganzen Einstufungs-Geschichte hatten. Lass mich das kurz erklären: Wir wussten, dass wir 1988 so ein „Ding“ brauchen (Anerkennung der künstlerischen Qualität von Volkskunstkollektiven, Anm. d. Red.). Durch einen guten Kontakt zu einem Travestie-Künstler, der Chef des Kulturamtes der Stadt Görlitz war, sind wir überhaupt in die Lage gekommen, uns für eine kulturelle Eignung prüfen zu lassen. Er meinte, dass er sich das angucken würde, und wenn es in Ordnung ist, bekommen wir das Papier ausgehändigt. Ob er das jetzt inhaltlich richtig bewerten konnte oder nicht, sei dahingestellt. Jedenfalls hat er sich das angeschaut und war begeistert, fand es richtig gut, was wir da machten. Daraufhin haben wir die Einstufung „Sehr gut“ bekommen. Das war ein ganz wichtiges Ereignis für unsere Crew, denn ohne so eine offizielle Bescheinigung durfte man in der DDR auch keine Auftritte machen. Dieses Schreiben hat uns erst dazu berechtigt, aufzutreten und sogar Geld dafür zu verlangen. Das war jetzt nicht viel, jedenfalls in unserem Fall, aber wir konnten nun Auftritte machen – und die Anfragen kamen, es war fast ein Selbstläufer. Wir haben in sämtlichen Diskotheken getanzt, und nach wie vor bleibe ich bei der Meinung, dass B-Boys und B-Girls immer gern gesehen wurden – damals wie heute, daran hat sich nichts geändert.

"Anerkennung der künstlerischen Qualität
von Volkskunstkollektiven" – 1988

Wir hatten zum Beispiel einen Abend, an dem eine Diskothek damit geworben hat, dass am Abend „Ronnys Break System“ auftritt. Da standen wirklich 500 Leute vor der Tür. Wir waren gerade 17 Jahre alt und guckten oben aus dem Fenster über der Eingangstür und staunten nur: Die kommen alle wegen uns! Ich habe von diesem Abend noch zwei Polaroid-Fotos. Es war eine typische DDR-Disko mit dem Namen „Disko 84“. Mein Outfit war wild – die Adidas-Jacke war ein Fake aus Polen, die Trainingshose war ein Original und die Adidas-Sneaker waren die besagten, die mir drei Nummern zu klein waren. Schöne Erinnerungen und ein irres Ereignis. Zu der damaligen Zeit war das unvorstellbar.

> Wie lange waren die Showeinlagen von euch?

Ich würde sagen, ungefähr 15 Minuten. Wir haben auch von Zeit zu Zeit experimentelle Sachen gemacht, wie Leuchtfarbe an Kendo-Stäben, die wir dann im Dunkeln durch die Gegend geschwungen haben. Ich weiß, dass es Videoaufnahmen von ‚Wolles Video Disco‘ aus Dresden von bestimmten Auftritten gibt, aber leider behält er sich die Rechte vor und rückt die Dinger nicht raus.
 
Kurze Zeit später hatten wir den großen Auftritt auf der Freilichtbühne in Wolgast vor 3000 Zuschauern.
Das Event wurde damals von den Classic Breakers / Zulu Boys / Jens Ihlenfeld (Spaiche, Anm. d. Red.) in Eigenregie organisiert. Ich hatte dir vor der Aufzeichnung schon erzählt, dass Spaiche behauptet, es gibt keine Fotos von diesem Event, allerdings habe ich ein paar Aufnahmen vom Auftritt. Unsere Crew war zu diesem Zeitpunkt noch relativ unbekannt. Zu „Scheune“-Zeiten hatten wir ein bisschen Bekanntheit erlangt und waren hier und da aufgefallen – klar, wenn man mit einem Mädchen in der Crew anrückt, das den Jungs in nichts nachsteht und auch Moves wie die ‚Windmill‘, den ‚One Shot Headspin‘ oder den ‚Hand Glide‘ draufhatte. Wir kamen also in Wolgast an, alles war super organisiert, man wurde mit Bussen zum Gelände gefahren – an dieser Stelle nochmal Respekt an die Classic Breakers, die sich an diesem Tag von ‚Classic Breakers‘ in ‚Zulu Boys‘ umbenannt hatten. Die Veranstalter hatten vielleicht mit ein paar hundert Leuten gerechnet. Dass an dem Tag die ganze Insel erschien und die Freilichtbühne von 3000 Menschen belagert wurde, hat niemand geahnt. Jetzt muss man dazu sagen, dass es an dem Tag geregnet hat – und irgendwer hatte vorher alles mit Silikonspray präpariert. Selbst die Tänzer in der DDR hatten relativ früh gemerkt, dass man sich mit Hilfe von Silikonspray auf allem drehen kann. Wenn du etwas damit einsprühst, ist der Untergrund wie vereist. Wir konnten also auf der Bühne kaum laufen, weil es spiegelglatt war. Und jetzt spielte sich folgende Szene ab: Es war entweder eine FDJ- oder eine DDR-Fahne, die zum Wischen der Bühne benutzt wurde, um den Boden sauber zu machen, damit man sich aufgrund der Wetterbedingungen wenigstens halbwegs sicher bewegen konnte. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen:
Wir betreiben amerikanische Kultur – und benutzen FDJ- und DDR-Flaggen, um den Boden der Veranstaltung damit zu trocknen. Gigantisch (lacht). Wie bereits erwähnt, kannten uns die meisten an der Küste noch nicht, ebensowenig Ronny, den Kleinen in unserer Crew. Er war zu dem Zeitpunkt etwa 10 Jahre alt und machte eine fantastische ‚Turtle‘, eine ‚Windmill‘ im Spagat – also 180° die Beine auseinander – und einen 10er ‚One Shot Headspin‘... als 10-Jähriger! Wir kamen also auf die Bühne und hatten Ronny in einer DDR-Reisetasche dabei. Oben angekommen haben wir die Tasche aufgemacht, er sprang raus und fing seine Kombination direkt mit einer ‚Windmill‘ an. Du kannst dir vorstellen, was die 3000 Leute in dem Augenblick gemacht haben. Das ist für mich ein Moment gewesen, den ich in meinem Leben nie vergessen werde. Die sind alle aufgesprungen und haben gejubelt. Ab dem Zeitpunkt waren wir dann auch bekannt. Erstens, ein B-Girl in der Crew, dann die ganze Crew macht eine ‚Windmill‘ und schließlich der Kleine in der Crew, der die verrücktesten Moves zieht. Das war zu diesem Zeitpunkt einfach irre.

Dann kam meine nächste Erleuchtung. Ich hatte ja Tommy schon vorher auf dem Bahnsteig gesehen, er kam mit Beatschmidt und anderen Leuten angereist. Tommys Auftritt war etwas ganz Besonderes. Er hatte die Eigenschaft, eher schüchtern und unscheinbar die Bühne zu betreten. Er legte seine Mütze auf den Boden, platzierte sein Headspin-Teil, stellte sich auf den Kopf – und fing an, ‚Continuous Headspins‘ zu machen. Minutenlang. Mir ist alles aus dem Gesicht gefallen. Das werde ich nie vergessen, wie er in einer bis dahin nie dagewesenen Art und Weise ganz alleine vor 3000 Leuten ‚Headspins‘ machte. Wie ich vorhin schon mal angemerkt habe, war er seiner Zeit hier mal wieder weit voraus. Er war der erste, der die ‚Windmill‘ konnte, und dann kam er mit dem ‚Continuous Headspin‘, ausgeführt in einer Qualität, die man so nicht kannte. An diesem Tag war er wieder der Breakdance-Gott, und niemand in der DDR wird das verleugnen können. Tommy war seiner Zeit immer voraus – immer.
 
Zurück in Görlitz angekommen, gab’s nur ein Thema – ‚Headspin‘. Natürlich haben wir alle angefangen, den ‚Headspin‘ zu trainieren. Aufgrund der fehlenden Informationsquellen hatten wir auch die wüstesten Theorien darüber, wie sich der Move ausführen lässt.

Freilichtbühne Wolgast, 1988
Seltene Aufnahmen vom Event

> War es eigentlich üblich, dass man sich untereinander die Moves beigebracht und Tricks verraten hat? Oder hat man sein Wissen geheim gehalten, weil es letztendlich trotz der kleinen verschworenen Gemeinschaft einen Wettkampfgedanken gab und man sich über seine Moves als Crew identifiziert hat? Kurz: Hätte Tommy dir nicht verraten, wie der ‚Headspin‘ funktioniert?

Definitiv nein. Tommy war in der DDR ein Breakdance-Gott. Der hat vielleicht drei Leute an sich herangelassen.
 
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich betonen, dass ich hier nur meine persönliche Sicht der Dinge darlege. Ich habe in den letzten 40 Jahren eine Menge guter Leute kommen und gehen sehen und weiß auch genau, was damals in der DDR lief. Wir konnten uns drehen, wir konnten die ‚Windmill‘, irgendwann auch den ‚Headspin‘, wir konnten die besten ‚Hand Glides‘ – kein Thema. Was wir allerdings nicht konnten, war tanzen. Wir haben das einfach lange Zeit nicht richtig verstanden, uns zur Musik zu bewegen. Es gab ein paar Ausnahmen, bei denen man die ersten Sequenzen von guten ‚6-Steps‘ gesehen hat. Ich geb’s offen zu: Den ‚6-Step‘ habe ich erst in den 90er Jahren korrekt und in schöner Ausführung gelernt – genauso wie es mir erst dann gelang, die Musik beim Tanzen wirklich zu fühlen. Das konnte ich in der DDR noch nicht.

Unter anderem auch aufgrund der fehlenden Musikvielfalt. Es war schon schwer genug, an Musik zu kommen. Zudem gab es bei uns keine Videorekorder. Wir konnten uns keine Sendungen aufnehmen, um zu sehen, wie bestimmte Moves funktionieren oder wie man sich zu einem bestimmten Beat bewegt. Uns hat niemand gezeigt, wie ein vernünftiger ‚Top Rock‘ gezogen wird, wie man den tanzt, wie man beim ‚Down Rock‘ richtig runtergeht und wie man einen ‚6-Step‘ korrekt ausführt. Wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung, aber ich denke, wir hatten auch ein sehr eingeschränktes Sichtfeld. Wir mussten das machen, was uns vorgegeben wurde.

"Wir wollten eigentlich keine Show machen und uns in dieses Raster pressen lassen, das uns von offizieller Seite auferlegt wurde"

Einladung zum Leipziger Breakdance Workshop, 1988
Zwischen 1985 und 1989 fand in Leipzig der „Breakdance Workshop“ statt, eine Art inoffizielle Meisterschaft der DDR,
an der man nur teilnehmen durfte, wenn man mindestens
die künstlerische Einstufung „gut“ oder höher hatte.
Und genau das ist bei diesem Breakdance-Workshop damals in Leipzig passiert. Wir haben unsere Show gemacht und für die damaligen Verhältnisse eine gute Leistung erbracht – aber gleichzeitig setzte ein Umdenken ein. Wir wollten eigentlich keine Show machen und uns in dieses Raster pressen lassen, das uns von offizieller Seite auferlegt wurde. Und alles nur, weil wir diese Einstufung hatten und verdammt waren, eine Show zu machen, die durch künstliche Elemente aufgebauscht wurde. Darauf hatten wir keinen Bock mehr. Wir wollten lieber zu einer Jam fahren und vor allem unsere eigenen Sachen machen und uns ausprobieren.

Kleine Anekdote am Rande: Wir hatten in unserer Crew doch diesen Turner dabei – der hat dann schon mal zwei Runden Ellenbogen-Spin gezogen. Für die damalige Zeit, ich spreche hier von 1988, war das unfassbar. Auch über so manche andere Kombinationen von ihm haben sich damals die Leute keine Gedanken gemacht – plus unseren Super-Bonus mit dem B-Girl in unserer Crew. Das war alles irre.
 
Die ‚Three M-Men‘ haben zwar für uns gerappt, aber die Musik war einfach nicht unsere. Die hatten eher so diesen rauen Beastie Boys-Stil, jedenfalls keine Musik, auf die wir tanzen konnten. Wir wollten lieber Elektro-Beats haben, das war unser Ding, dazu konnten wir uns auch mit unseren Moves bewegen. Das wollten wir auch in Zukunft so machen. Und ab diesem Zeitpunkt haben wir das dann auch gelebt. Wir sind zu etlichen Jams gefahren, tanzten auf Partys, haben Züge verpasst und die halbe Nacht auf dem Neustädter Bahnsteig unsere Moves geübt – rückblickend war es eine wundervolle Zeit. Natürlich sind wir dadurch auch mit vielen anderen Gruppen in Kontakt gekommen.
 
Legendär waren auch die Ausflüge nach Berlin. Unser Manager hatte dort einen Auftritt gebucht – als wir dort ankamen, wusste niemand etwas davon. Trotzdem haben wir dann in der Diskothek getanzt, parallel gab es noch eine andere Veranstaltung, auf der wir dann spontan eingeladen wurden. Also sind wir auch dort nochmal auf die Bühne gegangen und haben anschließend zusammen mit Kerstin die ‚Windmill‘ trainiert.
Da gibt’s wilde Erinnerungen an die Ausflüge nach Berlin, die einerseits irgendwie in die Hose gingen, aber zugleich auch total schön waren.

> Habt ihr gemerkt, dass Berlin schon ein ganz anderes Pflaster war?

Genau darauf wollte ich zu sprechen kommen. Zu der damaligen Zeit gab es dieses „Break Looping“-Projekt. Die besten Gruppen aus der DDR wurden zusammengefasst, sind gemeinsam durch die DDR getourt und haben obendrein noch gutes Geld bekommen. Ein Facharbeitergehalt im Osten lag bei 600 Ostmark – die haben das Doppelte davon im Monat erhalten. Sie sind durch sämtliche Locations der DDR getingelt und haben das richtig gelebt. Eine tolle Geschichte – die leider ohne uns stattgefunden hat, weil wir einfach zu weit vom Schuss waren. Wir sind nur einmal in Görlitz mit reingenommen worden und bekamen an dem Abend das Angebot, auch in Zukunft mitzumachen. Die sahen den Kleinen, die sahen das B-Girl – das war für die eine andere Welt.
 
An dem Abend, es war im Oktober 1988, ging's dann los mit den systemkritischen Sachen. Wir sind nach dem „Break Looping“ vor die Stasi-Zentrale und haben Parolen wie „Wir wollen hier raus“ gerufen und öffentlich Druck gemacht. Am nächsten Tag erschien dann ein Artikel in der Zeitung mit der Aussage: „Eine Gruppe randalierender Jugendlicher hat Parolen gerufen.“ Das werde ich nicht vergessen. Die Aktionen vom ‚Neuen Forum‘ (friedliche Bürgerbewegung der DDR, Anm. d. Red.) fanden erst ein Jahr später statt.

> Seid ihr in irgendeiner Form in der DDR aufgrund der Ausübung der Hip Hop-Kultur überwacht oder beobachtet worden?

Ich habe einen Typen in die Gruppe gebracht – das habe ich aber erst selbst vor drei Jahren erfahren – der sich gegenüber einem anderen Gruppenmitglied entschuldigt und offengelegt hat, dass er von der Stasi auf uns angesetzt worden ist. Ein Tänzer aus der eigenen Gruppe! Das habe ich, wie gesagt, erst vor drei Jahren erfahren, und es hat mir förmlich die Schuhe ausgezogen. Selbst nach so vielen Jahrzehnten ist das immer noch ein Schock. Nicht nur zu erfahren, dass es einen Vertrauensmissbrauch über Jahre hinweg gab, sondern auch die Tatsache, dass es ein Tänzer aus der eigenen Gruppe war. Ich wusste, dass ich in der Schule bespitzelt wurde, da gab es einen Klassenkameraden, der sich dann auch später bei mir entschuldigt hat – das muss man auch erstmal draufhaben, offen darüber zu sprechen, dass seine Familie auf mich angesetzt war. Aber dass es so massiv und intensiv aus den eigenen Reihen kam, hat mich auch nach so vielen Jahren hart getroffen.

"Dass wir damit in der DDR eine ganz eigene Kultur geschaffen haben, ist uns erst viel später bewusst geworden"

'Puma Savannah' Replika Trainingsanzug
Wir haben unsere Mütter gebeten, uns Replikate dieser Trainingsanzüge zu nähen. Sogar das Emblem und das Logo haben wir aus Wäsche-Aufbüglern ausgeschnitten und aufgeklebt
Wenn man systemkritisch unterwegs war – und so wie wir unterwegs waren, gerade in so einer kleinen
Stadt wie Görlitz – ist man irgendwann einfach aufgefallen. Gerade in den frühen „Super Freak“-Zeiten.
Das hatte ich gerade noch vergessen zu erwähnen: Wir haben uns irgendwann einmal überlegt, dass der Name „Super Freaks“ irgendwie zu sehr nach Zirkus klingt. Für die damalige Zeit war es rückblickend ein wahnsinnig innovativer Name, doch wir haben uns von diesem künstlichen DDR-System einreden lassen: „Ihr macht eine Show daraus, ihr schafft eine Kultur, also müsst ihr euch angemessen nennen.“ So haben wir uns dann in „Ronnys Break System“ umbenannt. Es musste alles irgendwie etwas mit „Crazy“, „Dynamic“ oder „Crew“ zu tun haben, wenn man sich die Namen der vielen Crews anschaut.

Aber so etwas wie „Super Freaks“ hatte niemand, und gerade für 1986 war das ein abgefahrener Name.
Und jetzt im Nachhinein sehe ich die ganze Geschichte mit anderen Augen, aber ich stehe zu diesem Fehler und war damals auch eine der treibenden Kräfte. Ronny war natürlich aufgrund seines Alters ein markantes Aushängeschild, also haben wir uns dann umbenannt. Letzten Endes haben wir uns mit der neuen Bezeichnung einen Namen gemacht und wurden auch als Crew respektiert. Es ist ein Ausdruck dieser ganzen Einstufungs- und Klassifizierungsschiene der Kunstszene in der DDR gewesen. Dass wir damit in der DDR eine ganz eigene Kultur geschaffen haben, ist uns erst viel später bewusst geworden.
Erste „Visitenkarten“, 1987
Fotomontagen von Pierre, da Privatpersonen in Görlitz ohne Gewerbe keine Visitenkarten anfertigen durften
Urkunde für künstlerische Leistungen im Genre "Breakdance – Gruppe" für das
Reichsbahn-Ausbesserungswerk „Hermann Matern“ Cottbus, 1988
Micha war im Reichsbahn-Ausbesserungswerk tätig, und durch diesen Kontakt wurden wir für den Wettkampf beim Lehrlingsfest der FDJ in Cottbus angefragt. Während des Wettkampfs unterbrachen die Veranstalter jedoch unsere Vorführung, weil Ronny bei seinem Solo eine auffällig weiße Baseballmütze mit der Aufschrift "USA" trug. Die Musik wurde gestoppt, und er musste die Mütze abnehmen, bevor die Musik wieder begann und wir weitermachen konnten. Trotz dieses Zwischenfalls konnten wir den Wettkampf am Ende des Tages für uns entscheiden und gewinnen.
Dann kam das Jahr 1989. Drei von uns waren eingeladen, an einer internationalen Meisterschaft in Ungarn teilzunehmen – vor allem Kerstin und zwei Jungs aus unserer Gruppe. Ich musste absagen, weil ich mich um meine Hausarbeit kümmern musste, Henry konnte nicht, weil er im Bäckergewerbe tätig war. Also sind Kerstin und Pierre zu zweit nach Ungarn gereist. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste: Drei Tage, bevor die beiden nach Ungarn aufgebrochen sind, standen sie bei mir vor der Tür und haben mir einen dicken Ordner mitgebracht – sie wollten flüchten und haben mir alles, was unsere Gruppe zusammen erlebt hatte und betraf, in diesem Ordner überreicht. Dann passierte das, was passieren musste. Kerstin hatte in Ungarn den totalen Erfolg und vor Ort Crazy (Walter Petrongolo, Crazy Force Crew, Anm. d. Red.) kennengelernt. Pierre hat Crazy angesprochen, als er wusste, dass sie nicht beobachtet wurden, und ihn gefragt, ob er die beiden bei ihrer Flucht unterstützen würde – keine Frage. Also haben es die beiden probiert und sind wenige Meter vor dem Zaun mit durchgeladener Kanone von den Grenzbeamten zur Aufgabe gezwungen worden. Anschließend wurden sie in die DDR überführt und in den Stasi-Knast in Dresden gebracht. Kerstin war zu dem Zeitpunkt obendrein schwanger. Ich habe die beiden erst Monate später wieder gesehen, als sie entlassen wurden. Zur selben Zeit haben die ersten DDR-Flüchtlinge die Ungarische Botschaft gestürmt
und besetzt. Die beiden waren einfach zu früh dran und sind kurz vor der Wende in Dresden noch in den Stasi-Knast gewandert – das Heftigste, was einem passieren konnte.

"Wir schreiben das Jahr 1989 und haben drei Elemente der
Hip Hop-Kultur vereint auf einem Bild"

2. Rap Contest in Radebeul, 1989
Vorne: Jean-Pierre, Micha, SBJ, Jens (v.l.n.r.)
Oben: DJ D 
Zu der Zeit fand der zweite Rap Contest in Radebeul statt – ein Meilenstein der Rap-Geschichte im Osten. Alle namenhaften Rap-Gruppen der DDR sind nach Radebeul gekommen. Organisator der Veranstaltung war Peter Figas. Er hatte irgendjemanden als Host engagiert, der aber nicht erschienen ist, also hat Peter die Veranstaltung selbst moderiert. Ich bin damals mit ‚Famous Crack‘, das war eine bekannte Formation aus Görlitz, hingefahren, um mit Ronny zusammen für die Jungs während ihres Auftritts auf der Bühne zu tanzen. Für mich ein absolut ikonisches Foto – wir schreiben das Jahr 1989 und haben drei Elemente der
Hip Hop-Kultur vereint auf einem Bild.
 
Der Dirk (aka DJ D, Anm. d. Red.) war immer schon ein Elektronik-Tüftler und ist später auch der DJ von Electric B. geworden, weil er der Einzige war, der das alles auch technisch umsetzen konnte. Seine selbstgebaute „Maschine“ haben wir mit der Deutschen Reichsbahn nach Radebeul geschleppt (lacht).
Das war so ein Ding von 1,5 Metern, das er sich zusammengebaut hatte. Radebeul selbst ist ein ruhiges Städtchen, umgeben von Weinbergen – totale Stille. Und dann kommen auf einmal an die 1000 Hip Hop-Fans, aus der Ferne sind schon die dumpfen Schläge des Basses zu hören, überall bunt gekleidete Leute. Eine völlig verrückte Szene. Draußen am Festivalgelände trainierten Tommy und ich, und ich fragte ihn, ob er wüsste, was mit Kerstin passiert ist – nichts. Er war aufgrund von Diskrepanzen mit dem Veranstalter frühzeitig wieder abgereist. Also trainierten wir weiter, und da muss er die ersten Kombinationen bei mir gesehen haben – ‚Headspin‘ und dann rein in die ‚Windmill‘ und so. Wir wollten eigentlich für ‚Famous Crack‘ tanzen, aber plötzlich hieß es, dass keine Breaker auf die Bühne dürfen. Wir waren natürlich alle bedient, aber aus unbekannten Gründen durfte Tommy jedoch für ‚Electric B.‘ tanzen. Ich stand natürlich am Bühnenrand und wartete auf den Auftritt, weil für jeden in der Halle Electric B. ein Highlight war – und dann geht Tommy auf die Bühne und gibt mir ein High Five – Ritterschlag. Übrigens sind auf „Here We Come“ Sequenzen von diesem Auftritt. Das muss man einfach mal gehört haben. Die DDR hatte eine großartige Rap-Szene, die aber untereinander leider nicht gut verknüpft war.

Zwei Monate später gab es eine weitere Party in der „Sekte“. Beim Training für die Veranstaltung kam Tommy auf mich zu und meinte: „Euer Mädel haben die in Ungarn geschnappt, du hast keine Crew mehr in Görlitz – möchtest du bei der ‚Universal Hip Hop Family‘ dabei sein?“ Diesen Konzept-Gedanken fand ich damals schon gigantisch. Dazu gehörten Alex, Tommy und noch andere Leute, die für sich entschieden haben, dass sie sich nicht mehr in diese vorgegebenen Strukturen vom Staat pressen lassen und ihr eigenes Ding machen. Wir bilden ab jetzt die „Universal Hip Hop Family“. Er war nicht nur beim Tanzen, sondern auch von der Sichtweise her in ganz anderen Sphären unterwegs. Nach der Wende gab es 1990 dieses Ereignis im Palast der Republik. Die DDR hatte sich geöffnet, die Mauer war gefallen, und jetzt wollte man sich plötzlich ganz weltoffen zeigen – 19:30 Uhr, Aktuelle Kamera, Robotron-Fernseher… und ich sehe Alex auf der Bühne. Das kann nicht sein, ich sehe Hip-Hop auf der Bühne vom Palast der Republik! Und Alex predigt von der Bühne die Parole „Say Universal! Universal Hip Hop Family“ und alle schreien mit. Gänsehaut. Und als Krönung bringt er den Satz: „Universal Hip Hop Family Rock On“, zeitgleich kommt Tommy auf die Bühne und fängt an, ‚Windmills‘ und ‚Headspins‘ zu machen. Natürlich waren auch die Westberliner B-Boys am Start und hatten davon Wind bekommen und wollten den König der B-Boys in der DDR sehen. An diesem Abend war es dann besiegelt. Wenig später wurde er Mitglied der bekannten TDB Crew.

Ein Jahr später gab es eine Tanzmeisterschaft, die von Elke Potratz in Dresden organisiert wurde. Das war die erste internationale Veranstaltung nach der Wende. Es waren die Schweizer Crazy Force Crew-Mitglieder da, Enemy Squad, Kai Eikermann, Storm – aber Tommy war nicht eingeladen, und das als Künstler aus Dresden. Die genauen Hintergründe dazu möchte ich hier allerdings nicht ausbreiten.
 
Als ich dort angekommen bin, habe ich zum ersten Mal Storm getroffen. Er hat beim New Jack Swing und beim Breakdancen teilgenommen und in beiden Disziplinen den ersten Preis gewonnen. Ich meine, dass an diesem Abend auch Cora E, Sunny und Swift anwesend waren. Jedenfalls hat mich Tommy an diesem Abend dann Storm vorgestellt. Und passend dazu habe ich hier den Flyer, den ich damals 1991 von Nils bekommen habe – das war das Battle Of The Year 1991.
Flyer vom BOTY, 1991

> Nochmal einen Schritt zurück: Welche Auswirkungen hatte der Mauerfall auf das ganze Gefüge? Was passierte mit der Breakdance-Szene im Osten?

Einen Tag nach dem Mauerfall war ich natürlich in Westberlin, da ich Verwandte in Moabit hatte. Ich musste da einfach sofort hin. Einen Tag später habe ich erfahren, dass B-Boys vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche getanzt haben – was mich natürlich gewurmt hat, dass ich es nicht bis zum Ku’damm geschafft habe. Das lag unter anderem daran, dass sämtliche U-Bahnen und S-Bahnen total überlastet und voll waren. Ich bin dann am Treptower Park rüber, in Kreuzberg angekommen, und dachte mir: OK, das ist jetzt also der Westen? Eine Woche später war ich dann wieder in Westberlin, um mir mein Begrüßungsgeld abzuholen – und jetzt rate mal, was ich mit den 100 Mark gemacht habe…

> Du hast dir bestimmt ein Paar Sneaker gekauft oder so etwas…

…ja, genau (lacht)! Ich bin sofort mit der Kohle nach Moabit und habe mir im Hertie in der Turmstraße meine ersten Nike Air Windrunner in weiß/blau gekauft. Das werde ich nie vergessen. Mindestens 90 % aller Breaker aus dem Osten haben genau denselben Move wie ich gemacht.

> Platten oder Sneaker – wer hätte das nicht so gemacht?

Richtig, das war das einzig Wahre, was man mit dem ersten Westgeld machen konnte.

> Lass uns bitte nochmal auf die Frage zurückkommen: Was passierte mit der Breakdance-Szene
nach der Wende?

Ich hatte mich schon 1988 nach dem Leipziger Breakdance-Workshop und dann auch als Mitglied der Universal Hip Hop Family von diesem typischen „Wir machen jetzt eine Show für künstlerische Einstufungen, die dem System zugewandt sind“ verabschiedet, weil ich da überhaupt keinen Bock mehr drauf hatte. Wir waren schon längst aus diesem System raus. Für mich war das in der Hinsicht jetzt ein ganz anderes Ding. Für die anderen, die mit dieser „Break Looping“-Geschichte unterwegs waren – das ist jetzt mein Verständnis – ist durch die Wende natürlich eine Menge hinten runtergefallen. Die haben eine Freistellung von der Arbeitsstelle bekommen und sind durch die DDR getingelt und haben überall Auftritte gemacht. Ein Traum für jeden Tänzer. Ab dem Augenblick, in dem die Mauer fiel, ging es damit natürlich bergab. Wir haben dann auch 1991 oder 1992 die Absage vom Leipziger Breakdance-Workshop erhalten, obwohl wir da längst nicht mehr dran teilnehmen wollten. Tommy hat zum Beispiel seine Teilnahme konsequent verweigert.

"Ich hab mich in der Kleinstadt wie der letzte Tänzer seiner Art gefühlt"

Der Leipziger Breakdance-Workshop fand 1990 oder 1991 statt. Der verdiente Sieger damals waren die Zulu Boys, die mit Spaiche die Sachen gebracht haben, die ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gesehen hatte. Im Nachgang habe ich es bereut, nicht dran teilgenommen zu haben weil Leute am Start waren, die genau den Style und die Moves hatten, so wie ich mir das immer vorgestellt hatte. Egal, wir sind dann Abends mit Beatschmidt und Schwabe von Boogie Waves in die Scheune gefahren und haben zusammen mit Alex auf der Jam gefeiert und getanzt. Das war genau das, was wir wollten. Wir haben alle nach so vielen Jahren keinen Bock mehr auf diesen Quatsch gehabt, ich muß das jetzt einfach mal so sagen. Auch wenn es auf der anderen Seite eine Art kulturelle Bereicherung gewesen ist – im Nachhinein. Wir sind heutezutage wieder dabei, das ganze Ding zurück auf die Kulturschiene zu bringen. Das ist auch wichtig. Aber so wie damals, daß Kultur 'systemgesteuert' war – das wollte nach der Wende keiner mehr. Obwohl das System rückblickend – das ist auch ein Part aus dem Film „Dessau Dancers“ – man kann es kritisch betrachten wie man will, es hat durchaus Elemente eine Parodie, aber unterm Strich betrachtet ist es genau so gewesen. Die haben festgestellt: Da gibt’s ein Thema – das steuern wir jetzt. Ich habe nie ein Problem gehabt, eine Halle zu bekommen, im Jugendclub zu trainieren – das war immer möglich. Das System hat sich gekümert und sich davon erhofft, dadurch die Leute kurz und unter Kontrolle zu halten. Wir hatten im Gegenzug immer die Möglichkeiten zu trainieren, ohne uns Gedanken über Hallenmiete oder Gewährleistungsansprüche zu machen.
 
Natürlich haben wir auch mit unseren Klamotten provoziert – wenn ich mit einer selbstgestrickten USA Mütze durch eine Kleinstadt laufe, ist das natürlich auf eine gewisse Art und Weise auffällig. Es hätte manchmal auch nach hinten losgehen können was zum Glück nie passiert ist. Direkte Repressalien hatten wir folglich nicht. Wir wollten einfach kritisch unterwegs sein. Kerstin sowieso, die wollte immer schon raus. Für sie war das System viel zu klein. Wir sind durch „Beat Street“ dem ganzen entflohen, wir wollten das immer so leben. Aber als die Mauer gefallen ist, sind auch einige dieser Träume von manchen zerplatzt.
Bei dem einen mehr, beim anderen vielleicht weniger. Bei mir ist das ganze Ding mit Tommy und der Universal Hip Hop Family von heute auf morgen kaputt gegangen. Als Tommy dann kurze Zeit nach der Wende Mitglied der TDB Crew wurde war das Thema dann ganz passé. Und dann kam auch die Zeit des Disco Hypes, in der man eher mit Disco Hype oder New Jack Swing Schritten beeindrucken konnte. Wenn man seine Moves ausgepackt hatte wurde man förmlich belächelt „wie, du tanzt immer noch Breakdance?“. Diese Erfahrung hat jeder Breaker am Anfang der frühen 90er Jahre gemacht. Ich hab mich in der Kleinstadt wie der letzte Tänzer seiner Art gefühlt – wie eine 1-Mann-Show. Zu der Zeit habe ich mal eine eigene Breakdance Party organisiert zu der dann so 50 Mann erschienen sind, im Hintergrund lief der Drumcomputer und wir haben zusammen den ganzen Abend getanzt. Aber der Hype war vorbei und das Thema war durch. Der Leipziger Breakdance Workshop ist dann auch kurze Zeit später eingestellt worden.

> War das der absolute Tiefpunkt oder wann war die Phase, in der Breakdance nicht mehr angesagt war und keiner mehr Tänzer sehen wollte?

Ich würde sagen, so um 1991/1992 war die Szene tot. Einfach tot. Aber dann haben Leute in Berlin von der ‚Swat Posse‘ diese Insel-Partys organisiert, auf denen ich dann zunehmend wieder alte Bekannte aus der Szene getroffen habe. Zum Beispiel habe ich nach langer Zeit wieder Storm dort getroffen oder den Walter von der Crazy Force Crew. Man merkte, dass es wieder bergauf ging. 1992 habe ich auf einer Hip Hop-Party in Löbau dann Angel von Fresh in Attack kennengelernt, bei denen ich dann von 1996 bis Anfang 1998 Mitglied war – 1999 wurden sie deutscher Meister, was ein Meilenstein in der Geschichte des Breakdance war.
Zurück zu dem Abend: Ich kam aus Berlin an und habe vor dem Club als Einstand erstmal einen ‚Handglide‘ auf einem Barkas-Dach (VEB Barkas-Werke, Kleintransporter, Anm. d. Red.) gezogen, bevor ich den Laden betrat. An diesem Abend wollten mich Angel und Harry, der Organisator vom ‚Battle of the East‘, batteln.
Zu dem Zeitpunkt verfügte ich noch über das ganze Repertoire an ‚Windmills‘, ‚Headspins‘ und so weiter – schlechte Karten für meine Kontrahenten. Das Ereignis war jedoch für Angel die Initialzündung, weiterzumachen. Halt dich fest: Er hat mir Jahre später eine Videoaufzeichnung von genau diesem Abend besorgt – das muss man erstmal schaffen!
 
1993 bekam ich einen Anruf von Kerstin: „Crazy Legs tritt in Charleroi (Belgien) auf – wir fahren da hin und nehmen dich mit.“ Kerstin und Pierre haben zu dem Zeitpunkt in Wolfsburg gewohnt und sind dann tatsächlich von Wolfsburg über Berlin nach Görlitz gefahren, haben mich und den Ronny – den hatte ich in der Zwischenzeit informiert, dass er unbedingt mitkommen muss, weil er Dinge sehen wird, die er so noch nie gesehen hat – eingesackt, um dann nach Belgien zu fahren. Kurz vor der Grenze fiel Ronny auf, dass er seinen Ausweis zu Hause vergessen hatte – also haben wir ihn im Kofferraum „verstaut“ und sind so über die Grenze (lacht). Dort angekommen haben wir natürlich eine Menge bekannter Leute getroffen: ‚Son of Noise‘, die ‚Crazy Force Crew‘, Swift, Storm – keiner wollte sich das Event entgehen lassen. Während der Veranstaltung habe ich viele Videoaufnahmen gemacht, Hauptaugenmerk war Storm, der mit seinen ‚Munchmill‘-Kombinationen alle fasziniert hat und sich später noch mit einem Belgier ein ‚Headspin‘-Battle geliefert hat, bevor sich dann ein Circle gebildet hat. Man kann es noch auf den Aufnahmen hören, dass Storm irgendwann Kerstin ruft, weil er natürlich wollte, dass sie auch in den Kreis geht. Irgendwann tauchte sie auf und hat angefangen, ‚Powermoves‘ zu machen, eine Kombination bestehend aus ‚Windmill‘, ‚Backspin‘ und ‚One-Hand-Hop‘ – und zeitgleich, mit dem Abschluss, flippt Crazy Legs aus – er hatte das gesehen, ist auf sie zugegangen und hat ihr Props gegeben. Alleine für diesen Moment hatte sich die Reise gelohnt.
 
Die Vielzahl an positiven Ereignissen und Eindrücken von verschiedensten Veranstaltungen ließ uns alle wieder mit einem guten Gefühl in die Zukunft blicken. Wir trainierten wieder mehr und waren wieder motiviert wie lange nicht mehr. Das führte dazu, dass wir ab 1993/94 wieder deutschlandweit mit „Fresh in Attack“ unterwegs waren – zu dem Zeitpunkt war ich allerdings noch kein offizielles Mitglied. Wir haben so ziemlich jede Jam – vor allem die im Norden oder im Ruhrpott – mitgenommen. Pat und Hawk von „Fresh in Attack“ sind damals nach Berlin gegangen, um sich vom Tänzer zum Trainer ausbilden zu lassen. Dort haben sie natürlich von der Pike auf gelernt, wie’s aussehen muss – ‚6-Step‘, ‚Locking‘, die ganze Palette. Pat, wenn man ihn nicht kennt, ist eine eindrucksvolle Gestalt mit über 2 Metern Körpergröße – er ist eine Erscheinung, wenn er seine Moves macht. Gegen ihn ‚Battle-Uprocks‘ zu machen, ist Selbstmord. Was er macht, hat sprichwörtlich Hand und Fuß.
 
1996 bin ich zu meiner damaligen Freundin nach Wesel gezogen, da ich Zivildienst leisten musste. Widerwillig bin ich dahin – ohne zu wissen, dass sich das rückblickend als ein Glücksfall herausstellen sollte. Im Laufe der Zeit wurde ich aufgrund meiner Kontakte zu einer Art Anlaufstelle für die Leute aus dem ehemaligen Osten – Raum Sachsen – die nach NRW gegangen sind. Pat und Hawk, Angel, Harry und wer auch immer haben meine Nummer weitergegeben.
Flyer für Breakdance Kurse
in Wesel, 1997
Zusammen mit Short von ABS
Kurse für Kinder und Erwachsene
angeboten
Zufällig bin ich über einen Flyer gestolpert, der eine Jam in der Zitadelle Wesel ankündigte, die ich dann
ohne große Erwartungen besuchte. An dem Tag habe ich den Short von der ABS-Crew kennengelernt –Whzky Frngs, der war letztes Jahr auch bei euch im Pioneers of Hip Hop-Lineup und hat zusammen mit
Umse den Track „Dabei bleiben“ auf 7“ veröffentlicht, auf dem er unter anderem auch über die damalige Breakdance-Zeit spricht. Natürlich habe ich an dem Abend mein Repertoire zum Besten gegeben, allerdings war der 6-Step und generell das Tanzen immer noch nicht mein Ding – da hatte ich immer noch zu sehr das Ost-Ding in mir. Shorty jedoch hatte bereits sehr genau die 6-Steps studiert, sich eingeprägt und schon sein eigenes Ding daraus gemacht. Es kam, wie es kommen musste: Wir haben zusammen im Trockenraum vom Haus seines Vaters trainiert. Später haben wir Kurse für Kinder und Jugendliche in Wesel gegeben. Wir sind auch einmal zusammen nach Bautzen gefahren – die haben als ABS-Crew gerappt, und ich habe getanzt.

Über die Zitadelle in Wesel habe ich von der „Old Street“-Jam in Düsseldorf Wind bekommen, die von Joker (Farid Baroug, Anm. d. Red.) organisiert wurde. Ich kann mich leider nicht mehr genau daran erinnern, ob Short an dem Tag nicht konnte, jedenfalls bin ich alleine nach Düsseldorf in die Freizeiteinrichtung Icklack gefahren. Im Laufe der Jahre wurde das zu einer Art „Homebase“ – 1999 war ich auch Mitglied der Icklack Squad. Das war aber keineswegs eine reine Breakdance-Veranstaltung, sondern ein Ort, an dem man die
Hip Hop-Kultur gefeiert hat – die Rap-Crew Nimzwai war dort unter anderem auch am Start.
Diverse "Old Street" Flyer, Mitte/Ende der 90er Jahre
Einmal im Rheinland angekommen, ging’s dann weiter – zum „Köln/Mühlheim“-Battle 1997. Wir – als Fresh in Attack – sind gegen drei Gruppen aus dem Ruhrgebiet angetreten und haben das Ding am Ende gewonnen. Jetzt kommt das große ‚Aber‘: Meiner Meinung nach haben wir das hinsichtlich der Powermoves nicht gerissen – dafür aber tänzerisch.
Flyer vom Köln/Mühlheim-Battle, 1997
Fresh in Attack gegen:
Break Attack (Duisburg),
Move To Kill (Dortmund),
Secret Force (Krefeld)
Entschuldige bitte, wenn ich jetzt vielleicht die Geschichte unterbreche – aber wenn ich gerade durch meine Ordner blättere, um die Flyer und Aufzeichnungen aus den vergangenen Zeiten für dieses Interview rauszusuchen, wird mir das schon ergreifend. Ich halte hier gerade eine „Make It Better“ aus dem Jahr 1992 in der Hand, in der eine 22-jährige Cora E. darüber berichtet, wie sie die Deutschrap-Szene wahrnimmt. Verrückt. Und erst Ende letzten Jahres habe ich im Düsseldorfer zakk nach ihrem Auftritt beim "Lieblingsplatte Festival" getanzt - so schließt sich ein Kreis.
 
Wenn man sich heute die Breakdance-Szene anschaut, wird man feststellen, dass sich das alles etwas voneinander entfernt und getrennt hat. Die jüngeren machen ihr Ding – die älteren kommen jetzt wieder in Fahrt. So kommt es mir jedenfalls vor. Trotzdem gibt es wieder so etwas wie eine „Aufbruchstimmung“ – ich denke da auch an das "Pioneers of Hip Hop"-Event. Dieses großartige Zusammenspiel der Elemente, wie es auf einer Jam üblich ist, die ganzen bekannten Gesichter, die man dort wiedergetroffen hat – unter anderem meinen guten alten Kollegen Short. Und natürlich die gemeinsamen Tanzeinlagen mit Speedy, Kai Eikermann – den ich zuletzt 1991 in Dresden gesehen habe – und Crazy aus der Schweiz. Unfassbar.

> That’s Hip Hop! Ich finde es auch immer wieder beeindruckend, was einem diese Kultur bietet

Gerade durch diese Hip-Hop-Community habe ich über die Jahre Freunde fürs Leben gefunden. Ich kann bis zu den Anfängen meiner Geschichte zurückgehen und werde mit den Leuten aufgrund der gemeinsamen Ereignisse immer verbunden bleiben. Auch wenn man sich vielleicht mal eine Zeit lang nicht hört oder spricht – irgendwann ruft man sich wieder an und knüpft sofort da an, wo man beim letzten Mal aufgehört hat. Ich habe Kerstin 10-15 Jahre nicht gesprochen. Dann wurde ich von Swift angesprochen, ob ich sie nicht fragen könnte, bei einer Doku mitzumachen – hat leider nicht geklappt, weil sie im Ausland war. Trotzdem war das für uns Anlass genug, nach so langer Zeit mal wieder zu sprechen – 5 Stunden haben wir telefoniert, und es war, als ob wir uns gestern erst das letzte Mal unterhalten hätten.

> Letzte und abschliessende Frage - Wen würdest du gerne beim nächsten "Pioneers of Hip Hop"-Event auf der bühne sehen? 

Melle Mel – gerade jetzt zum 40-jährigen Jubiläum von Beat Street.

Last but not least -
"ehre, wem ehre gebüHrt"

Grüße (GDR Hip Hop old school community)
Tommy & Andy K (Rap Machine/The Full Electric Posse’)
Alex aka Electric B & Sample DJ “D “  
The Three M Men, Electric Beat Crew, Veit – A Real dope thing, Downtown Lyrics 
Kerstin, Jean-Pierre, Henry, Micha, Ronny (The Superfreaks aka Ronny’s Break System) 
Hahny (Skyliners) – Respekt dem ältesten und noch heute aktiven Power mover Deutschlands!
Tom Nix (Boogie Wave), Spaiche (Zulu Boys/Aggro Berlin), Gabor (Quick Animation), Maceo, Otto, Cockie, Mike, Beatschmidt, Magic Mayer, Mario & Salli (Melodics) sowie an alle „Reel pioneers of hip-hop from the former GDR” & Protagonisten in „Here we come – Breakdance in der DDR“ (I’m so proud2be a part of it!)

Dank an alle meine bisherigen Crews, Weggefährten & Inspirationen nach der Wende: 
Angel, Panic, Hawk & Patrock (Fresh in Attack)
My lil bro Markus “mooksbrown” & Daniel/D-Rock (Circle Art)
Farid the Joker & MemoRock (Old Street)
Stefan aka Short (ABS) -Thank’s for teach me the correct six step in the 90s!
Petra, Jule, Harry, Michi, Kretschi (Dominance Records) & Moves from the other side
Break Attack & TNT Crew, Move to kill, Torsten & Renek R.I.P. (Secret Force/Krefeld Shox)
Icklack Squad (Yes, Düsseldorf’s finest), JP TDB -Bronx Boys Global
My Boyz Lenny & Robin

Support the young generation:
B-Girls NRW pushed by Chanti (OCP/Dirty Mamas): Lakisha & Loviana aka the Killer Queenz
(Great Job @Mario from TNT-Crew!), B-Girls Luisa & Jayda, B-Boy Jonah and all the amazing new talents!  
 
Respekt:
Battle Squad, Walter “Crazy”, Kai Eikermann (TDB), Amigo, Benny Kimoto, Lil Amok, Toni L, Torch, Cora E, Slider & the bandits, DJ Lifeforce, DJPC76, Detlef “Rick Ski Rick” (LSD/Blitz Mob), my homie & personal Electro god “Funkmaster Ozone” and many, many more!
  
Mein ganz besonderer Dank gilt Jimi von „Pioneers Of Hip Hop“ für die großartige Arbeit und den Einsatz, MEINE Geschichte zu teilen und ihr hier eine Plattform zu bieten sowie an den Movie „Beat Street“, der nicht nur mein Leben für immer verändert hat! 
 
PEACE! B-Boy Jenz aka die Grille
> interview/fotos: jimi
 Alle artefakte und Objekte stammen aus dem privatbesitz von Jens Wünsch

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