das Archiv – interview DJ PC

Bei mir war es
definitiv nicht
„J Dilla changed
my life“ sondern
„SP1200 changed
my life“

> DJ PC (luxembourg)

> Was ist Dein Beitrag zur Hiphop Kultur,
worin bist Du ein vorreiter?

Mein Beitrag ist vielseitig - Ich bin DJ, Produzent, mache Beats, Produktionen, Remixes, Auftritte.
Als Pionier sehe ich mich nicht, da in Luxemburg bereits in den frühen 1980er Jahren Leute gab, die sich
aktiv mit der Kultur beschäftigt haben. Viele von ihnen waren aber nur kurz dabei und haben aus den unterschiedlichsten Gründen das Thema wieder fallen gelassen. Ich selbst habe Ende der 1980er Jahre
Hip Hop mit allen 4 Elementen für mich entdeckt – vor allem Rap lief zu der Zeit nirgendwo anders als
in meinem Ghettoblaster. Oder meinem Walkman, den hatte ich immer dabei.

> Du kommst aus Luxembourg - was macht die Hip Hop Kultur
in Luxemburg so einzigartig?

Es ist eine Mischung bestehend aus der Größe des Landes und der multikulturellen Bevölkerung, in der sehr viele verschiedene Einflüsse aus diversen Kulturen aufeinandertreffen – was sich in der Musik wiederspiegelt und zu hören ist.

> Wann ist Hip Hop in Luxemburg entstanden?

Anfang der 1980er Jahre waren schon einige Leute in der Gegend (Esch), aus der ich komme aktiv, vor allem in den Bereichen Graffiti und Breakdance. Da gab es schon erste öffentliche Auftritte im lokalen Einkaufspassagen oder Diskotheken. Mit 8 oder 9 Jahren habe ich die ersten Graffitis gesehen, die von der ersten Generation gemacht wurden. Man kann sich vorstellen, wie mich diese Bilder geflasht und magisch angezogen haben. Der erste Kontakt oder Einfluß war also von den Malern.

"alles, was wir machen ist Hip Hop.
Selbst wenn ich
Auto fahre, ist das
Hip Hop"

> Existieren davon noch Spuren im öffentlichen Raum?

Ich habe noch vereinzelte Fotos, aber in den Straßen existiert heute nichts mehr. Alles ist im Laufe der Jahre aus verschiedensten Gründen verloren gegangen oder beseitigt worden. Früher gab es bekannte Spots – und sogar eine illegale „Hall of Fame“, auf der sich alle verewigt haben, die Rang und Namen hatten.
Damals waren natürlich alle von „Wild Style“ und „Beat Street“ inspiriert, die Filme haben uns geprägt.
Doch inzwischen ist das alles Teil der Geschichte geworden.

> Gab es damals schon Künstler, die einen Bekanntheitsgrad hatten, kannst Du Dich
an Namen erinnern?

Natürlich – zu den ersten Leuten in Luxemburg gehörte Sloggy, der für seine Graffitis bekannt war.
Ein anderer bekannter Name ist Jerry, der aus dem Breakdance kam und damals bereits eine Tanzgruppe
mit dem Namen „Cool Brebs“ hatte die sowohl aus B–Boys aber auch schon B–Girls bestand. Soweit ich mich erinnern kann, gehörten auch die Brüder Edy und André Afrika mit dazu. Edy war Maler und André hatte unfassbar abgefahrene Moves.

> Und über diese Begegnungen und Einflüsse kam dann der Kontakt
mit der Musik zustande? 

Genau – als ich dann irgendwann das erste Tape mit Rap bekommen hatte saß ich da und dachte
„Wow – Moment, was ist das denn?!“ Das war der Startschuß, von da an fand auch diese musikalische Evolution statt von der ich sofort in den Bann gezogen wurde und die ich bis heute zum Glück über
viele Jahre miterleben durfte. 

> Was hat Dich vom Zuhörer bzw. Konsumenten zum Produzenten werden lassen, der aktiv selbst etwas beitragen möchte?

Früh, das begann schon sehr früh. Anfang der 90er Jahre wollte ich schon selbst auflegen, DJ werden – beeinflusst von Dingen, die man zu dieser Zeit im TV oder Fanzines gesehen hat. Da saß ich dann davor
und dachte mir: Genau das möchte ich auch machen! Allerdings hatte ich zu dieser Zeit absolut kein Geld und war immer blank. Folglich konnte ich nicht einfach losgehen und mir Plattenspieler und Mixer kaufen, um mir ein Setup zusammenzustellen. Dazwischen verging noch eine lange Zeit, bevor ich mir das nötige Kleingeld dafür verdienen und sparen konnte.

"Ich nenne es eine Inspiration, aus der bestenfalls ein Plan in meinem Kopf entsteht. Wenn ich ein Sample höre, passieren unterbewusst ganz viele Dinge"

> Hatten denn schon andere Leute aus Deinem Umfeld Plattenspieler,
mit denen Du üben konntest?

Zum Glück kannte ich schon verschiedene Leute, die zu der Zeit unfassbares Equipment zuhause hatten
und zu denen ich gehen konnte, um meine ersten Schritte zu machen. Auch meinen ersten Beat habe ich
zu der Zeit bei einem Kollegen gemacht, der sogar schon Sampler hatte. Unvorstellbar zu der Zeit. Im Laufe der Jahre hat sich dann auch meine eigene Ausrüstung immer mehr vervollständigt.

> Du hast erzählt, was Du für die Kultur gemacht hast – was hat die Kultur
Dir zurückgegeben?

Mir persönlich war immer die Energie am wichtigsten. So komisch wie das klingt, es ist wie ein Motor, der
mir Energie für mein Leben liefert. Diese Energie spüre ich nur bei Hip Hop. Motivation ist noch ein weiterer Punkt, den ich unbedingt dazu zählen muß. Hip Hop hat mein Leben auf ganz vielen Ebenen mitgestaltet und beeinflusst, meine Ansichten, mein Denken, meine Werte. Alles ist durch und mit Hip Hop verbunden. Das kennst Du doch auch: alles, was wir machen ist Hip Hop. Selbst wenn ich Auto fahre, ist das Hip Hop (lacht).

> Wie empfindest Du den Unterschied zwischen den Anfängen, als es noch kein Internet gab und man Informationen sowie Waren mühsam suchen und entdecken musste, im Vergleich zu heute, wo man durch den grenzenlosen Zugang alles schnell finden kann und viel Zeit sowie Energie spart? Hat Dir die frühere Phase mehr gefallen, oder schätzt Du die heutigen Möglichkeiten, die Dir auch einfach mehr Effizienz bieten?

Auch das ist ein Teil der Evolution. Früher war es spannender, weil man sich in den Zug setzen musste, um in anderen Städten oder sogar dem angrenzenden Ausland nach Platten zu diggen oder mir die Alben, die ich auf „Yo! MTV Raps“ gehört hatte, zu besorgen. Dadurch haben sich dann neue Kontakte ergeben, da ich mit verschiedensten Leuten vor Ort ins Gespräch kam. Gleichgesinnte hat man zu der Zeit übrigens sofort an der Kleidung erkannt, da war man schnell im Gespräch.
Der erste spürbare Wendepunkt, den man als Einschnitt oder auch als Fortschritt sehen kann, war das Aufkommen von „Myspace“. Plötzlich konnte man sich viel schneller vernetzen und Informationen aus dem eigenen Netzwerk oder sogar direkt von Künstlern beziehen. Mit der Einführung von YouTube tauchten die ersten Tutorials und Anleitungen auf, und ab diesem Moment war vieles frei zugänglich. In dieser Zeit entstanden auch die ersten Online-Webshops, über die man Platten kaufen konnte – zuvor war das ja nur über Mailorder möglich und oftmals sehr umständlich.

> Stichwort Tutorials: Ich weiss, dass Du mit Hardware-Samplern arbeitest, deren Bedienung viel spezifisches Wissen erfordert, das man früher kaum bis überhaupt nicht in Büchern finden konnte. Gerade damals war es schwierig, wertvolle Tipps und Tricks zu bekommen. Ein bekanntes Phänomen bei DJs war es, die Labels der Platten unkenntlich zu machen, um zu verhindern, dass jemand herausfindet, welches Sample verwendet wurde. Man hat oft Wissen geheim gehalten, um es zu etwas Eigenem zu machen. Hast Du Dein Wissen auch wie ein Geheimnis gehütet oder warst Du eher bereit, es zu teilen?


Also beim Auflegen habe ich damals auch immer Bierdeckel mit einem Loch in der Mitte dabeigehabt, um meine Platten vor neugierigen Blicken zu schützen (lacht). Gerade bei den Rare Groove Platten habe ich
sehr darauf geachtet, keine Informationen oder Hinweise zu teilen. 

Jedoch gilt das nur für den öffentlichen Raum. Den Leuten, die mir nahestehen, habe ich immer mit Ratschlägen und Informationen zur Seite gestanden. Für mich steht beim Zeigen der Aspekt des „Weitergebens“ im Vordergrund. Man kann es auch „Teilen“ nennen, voilá.

Ich bin bereit jedem mein Wissen und meine kleinen Geheimnisse zu verraten, wenn er möchte. Ich weiß selbst noch, wie schwer es in den Anfangstagen war an Informationen zu gelangen. Es war fast unmöglich ohne fremde Hilfe herauszubekommen, wie ein Beat programmiert wird, vor allem, wenn man nicht einmal eigenes Equipment besaß und es eben diese spezifischen Unterschiede der verschiedenen Hersteller gibt. Zudem gab es nur sehr wenig Leute hier in Luxembourg, die überhaupt so ein teures Equipment zuhause hatten und die aktiv Musik mit solchen Maschinen gemacht haben. Es kam vor allem auf die Technik an, wie man diese Maschinen benutzt hat, um einen speziellen Groove zu erzeugen – man kann zum Beispiel vor einer Kickdrum etwas mehr Zeit samplen, um einen kleinen akustischen Abstand zu haben, damit sich der richtige Swing ergibt. Oder ein Sample auf 45 +8 samplen, um es dann in der SP1200 runterzupitchen, damit man diese sehr spezielle Soundästhetik bekommt. Das sind alles Erfahrungswerte, die der Hersteller nicht als Zettel mit in den Karton legt.

"Das sind alles Erfahrungswerte, die der Hersteller nicht als Zettel mit in den Karton legt"

> Arbeitest Du lieber mit physischen Maschinen, die bestimmten technischen Limitierungen unterliegen, was auch ein Stilmittel sein kann bzw. seinen eigenen Reiz hat, oder benutzt Du Software, weil sie so viel mehr Möglichkeiten bietet?


Ich mag beides und kombiniere – warum soll ich mich selbst limitieren, wenn es heute so viele andere Möglichkeiten gibt? Mich interessiert und fasziniert es, eigene Beats zu bauen. Die Art und Weise wie er entsteht ist ein Prozess, der sich durchaus unterscheiden kann. Generell nutze ich die Software aber wie Hardware – es muß effizient und geradeaus sein, ohne unnötige Umwege.

Schau Dir die SP-12 an, da hast Du nur 5 Sekunden Samplezeit. Das finde ich persönlich extrem geil, da
es für mich nichts spannenderes gibt, meine volle Kreativität innerhalb dieses abgesteckten Rahmens zu entfalten. Das habe ich zum Beispiel nicht, wenn ich einen Beat mit einer Software mache, bei der ich unendlich lange Samples aufnehmen kann. Ich mache mir im Vorfeld einen Plan, ein klangliches Konzept – ich will diesen Kick benutzen mit genau dieser Hi-Hat dazu, und genau diese Snare muß so und so eingesetzt werden, damit alles am Ende gut klingt. Du mußt aufgrund dieser Limitierungen einen Plan haben, was du möchstest und worauf du hinauswillst.

> Du hast also immer einen Plan?

Ich nenne es eine Inspiration, aus der bestenfalls ein Plan in meinem Kopf entsteht. Wenn ich ein Sample höre, passieren unterbewusst ganz viele Dinge, plötzlich kommt dieser Gedanke, daß ich einen ganz bestimmten Basslauf dazu benötige. Die Reise geht los, sobald ich die imaginären Elemente zusammenfüge und von Vinyl sample. Dazu bediene ich mich ausschließlich an den Platten aus meiner eigenen Sammlung.

> Hast Du einen Lieblings-Sampler?

Ganz klar die SP1200. Diese Maschine ist Hip Hop pur! Für mich hat sie den besten Sound – ich liebe einfach diesen Sound. Alle meine Lieblings-Songs wurden unter anderem mit der SP-1200 gemacht.
Ohne Ausnahme. Auch wenn es seltsam erscheint, aber die SP1200 und ich haben mein ganzes Leben
lang schon eine besondere Verbindung.
Bei mir war es definitiv nicht „J Dilla changed my life“ sondern „SP1200 changed my life“ (lacht). Ich bin besessen von dieser Maschine.. Im Laufe der Zeit haben sich auch noch weitere Maschinen zu der ersten hinzugefügt. Kombiniere eine SP1200 mit einer Akai s950 und du erhältst pure Magie – Traum-Kombo! Oder SP1200 mit der ASR-10, wird sehr unterschätzt.

> Viele haben auch noch eine MPC 60 im Schrank
und nutzen die noch heute

Wobei ich immer die 3000er bevorzugt habe.

> Ich kenne ganz viele, die auf die 2000XL schwören...

...aber dann hatten die keine 3000er (lacht). Die 2000XL ist zwar sehr gut aber die 3000er hat viel mehr Schmackes, leider viel schwieriger zu programmieren. Außerdem verschlingt die so richtig viele Disketten. 

"Mein Fokus hatte sich verschoben, ich empfand das Malen auch nicht mehr als befreiend. Also liess ich es fallen und konzentrierte mich nur noch auf die Musik"

> Du hast viel über verschiedene Sounds gesprochen –
was ist Dein „signature“ Sound?

Die Kombination aus druckvollen Beats, die richtig nach vorne gehen, und dazu dann jazzige Samples.
Im Grunde die 90er Jahre Soundästhetik mit den heutigen Zutaten.

> Kannst Du Dich noch an Deinen ersten Beat erinnern?
Hast Du den noch?

Natürlich! Der müsste von 1993 oder 1994 sein, ich glaube aber eher 1994. Der wurde mit einer ASR-10 gemacht, aufgenommen habe ich den auf eine Kassette. Einen Titel hatte das Ding noch nicht, weil alles noch Neuland war und ich mir über solche Sachen zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt keine Gedanken gemacht habe. Wichtig war, daß es ordentlich geknallt hat – je mehr es ins Rote ging, desto besser (lacht). Die Aufnahme ist fürchterlich übersteuert und überhaupt nicht gemastert oder so. Erste Schritte eben.
Zu dieser Zeit habe ich dann auch den Switch vom Malen zum Produzieren gemacht. Mit der Musik hat
sich vieles verändert. Mein Fokus hatte sich verschoben, ich empfand das Malen auch nicht mehr als befreiend. Also ließ ich es fallen und konzentrierte mich nur noch auf die Musik. Ich fing an Musik zu analysieren. Ich wollte Musik verstehen, bis in die Tiefen. Es war letzten Endes eine natürliche Evolution,
die parallel mit der Kultur verlief.

> Wenn Du auf Deine Anfänge zurückblickst: Wenn Du gewusst hättest, wie Dein Weg verläuft – würdest Du ihn nochmal gehen?

Nein, ich würde vielleicht Briefmarken sammeln (lacht). Natürlich gab es auch am Anfang Phasen, in denen ich dachte, daß ich so viel Energie reinstecke, so viel von mir gebe und investiere – und was bekomme ich von Hip Hip zurück? Nicht viel. Ehrlich gesagt gab es auch eine Menge Enttäuschungen. Ich habe am Anfang gesagt, wieviel Kraft ich aus dieser Kultur schöpfe. Das meine ich auch so, das hat mich gerade in solchen Zeiten gerettet. Es gibt genug Beispiele von Leuten, die für eine Zeit im Hip Hop aktiv waren und es dann, wie eine Modeerscheinung, wieder fallen gelassen haben. Das war für mich nie eine Option. Das musste ich aber im Leben lernen. Heute bin ich stolz darauf, daß ich diesen Weg mit viel Leidenschaft gegangen bin.

 

Heute mache ich nichts aus einer Erwartungshaltung heraus, für mich zählen die kleinen Dinge umso mehr. Wenn mir zum Beispiel jemand verschollen geglaubte Fotos zeigt, auf denen ich als 17-jähriger hinter dem Plattenteller stand, wenn jemand noch alte Mixtapes von mir hat. Es kann auch ein Zitat von mir in einem Artikel sein. Wie gesagt, ich erwarte nichts.

> Was macht Dir mehr Bock – Studio oder Bühne?

Bühne – definitiv. Die Interaktion mit den Leuten ist unfassbar. Wenn ich sehe wie die Leute abgehen, gehe ich mit. Da lade ich richtig Energie ab, ich tanze, ich schreie, ich gebe alles. Ich habe nicht mehr viele Grenzen wenn ich dort oben stehe, das spiegelt sich dann in meinen DJ-Sets auch wieder (lacht).

> Mal was ganz anderes. Vervollständige diesen Satz:
Wäre Hip Hop ein Fahrrad...

...würde ich jeden Tag die Tour de France fahren!

> Verfolgst Du noch aktiv die Entwicklungen im Hip Hop?

Natürlich, auch wenn es schwierig ist. Wer heute über Hip Hop spricht meint im Grunde Rap.
Die Unterscheidung der verschiedenen Elemente ist fast verschwunden. Jedenfalls hier bei uns in Luxemburg. Schau Dir zum Beispiel Graffiti an – in der Form wie es ursprünglich war ist es nicht
mehr existent. Es hat sich alles durch Kommerzialisierung auch verändert und ist salonfähig geworden.
Das was damals Graffiti war läuft heute unter dem Begriff „Street Art“ und findet anstatt im öffentlichen Raum in Galerien statt. Mit Preisen in schwindelerregenden Höhen. Man schaut heute viel mehr darauf,
mit welchem „Element“ mehr Geld zu verdienen ist. Das beeinflusst auch das Gemeinsamkeitsgefühl untereinander. Plötzlich gibt es Dinge wie Neid, weil Teile der Kultur damit Geld verdienen, andere nicht. 

> Letztes Jahr haben wir 50 Jahre Hip Hop gefeiert. Die Kultur hat inzwischen eine lange und bewegte Geschichte. Interessiert Dich der geschichtliche Aspekt, sammelst Du eigene Dinge aus Deiner persönlichen Geschichte?

Ich gehöre schon zur Gattung Jäger und Sammler, da hat sich natürlich im Laufe der Jahre einiges angesammelt. Aber ich habe auch vieles einfach nicht bedacht und darum auch versäumt. Ich hatte zum Beispiel damals nie einen Fotoapparat dabei, was ich heute natürlich sehr bereue. Manche Phasen meines Lebens sind überhaupt nicht dokumentiert. Natürlich habe ich noch fast alle Flyer von den Jams auf denen ich aufgetreten bin, viele habe ich selbst gemacht und dafür einfach Dinge die mich fasziniert haben aus verschiedenen Zeitschriften ausgeschnitten. Nennen wir es „samplen“ - heute würde man das als „biten“ bezeichnen (lacht). Die Dinger habe ich dann fotokopiert und überall verteilt. 
 

Insgesamt bleiben mir aus der Zeit viele schöne und persönliche Erinnerungen, die ich durch Hip Hop erleben durfte. Ein besonderes Erlebnis war 1997, als ich gemeinsam mit DJ Dee Nasty in Esch auflegen durfte. Ich werde nie vergessen, wie er mit dem Zug aus Paris ankam und mit einem Einkaufswagen voller Platten vom Bahnhof bis zur Diskothek marschierte – ein Anblick, den ich für immer in Erinnerung behalten werde. Ebenso unvergesslich war die Gelegenheit, als Vorband von Public Enemy die Show zu eröffnen.

Über die Jahre habe ich zudem viele Freundschaften dank Hip Hop geschlossen, vor allem mit meinen Luxemburger Jungs, aber auch mit „Moka“ (Carlos), einem Aktivisten aus Luxemburg, der diese Kultur hier ebenfalls vorangetrieben hat. Besonders prägend waren auch Begegnungen mit meinen Jugendhelden wie Torch und Toni-L, die mich musikalisch stark beeinflusst haben. DJs wie Cutkiller, Lifeforce oder Stylewarz waren stets eine riesige Inspiration für mich und haben meine Leidenschaft für Hip Hop und das DJing bestärkt.
 

Ich habe gerade über „myspace“ gesprochen - dort habe ich meinen Freund Esa kennengelernt, mit dem ich heute noch Musik mache und in Kontakt stehe. Die Plattform hat uns musikalisch zusammengebracht und eine bleibende Freundschaft entstehen lassen. Zu guter Letzt möchte ich meinen guten Freund Fokis erwähnen, mit dem mich sowohl künstlerisch als auch persönlich eine lange Geschichte verbindet. Hip Hop hat nicht nur meine musikalische Karriere geprägt, sondern auch mein Leben und meine Freundschaften tief beeinflusst.

> Welchen Albumtitel hätte Dein Leben?

„It takes a Nation of millions to hold me back”

> Wen würdest Du gerne beim nächsten “Pioneers Of Hip Hop“
auf der Bühne sehen?

Da kommt mir blitzartig eine Person in den Kopf: Cora E. Die Zulu-Queen! Ich hätte mir so gewünscht,
sie schon in diesem Jahr auf der Bühne zu sehen. Oder Walkin‘ Large. Die beiden würde ich mir unbedingt beim nächsten Event wünschen.

> interview/fotos: jimi

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