Mein Leben! Ganz schlicht und ergreifend. Punkt. Die gesamte Kultur läuft ja heute unter „Urban Culture“. Das war früher genauso. Graffiti, Rap, Breakdance, BMX – das ist alles ein Teil der urbanen Kultur. Von diesem Zeitpunkt an, dem ersten Kontakt mit der Kultur, trage ich Vans, trage Adidas, Kappen. Das ist auch das, was ich heute noch bin. Ich gehe nicht zum Fußball, ich gucke mir einen BMX-Contest an. Ich gehe nicht in die Oper, ich gehe auf ein MC René-Konzert. Von daher hat mir die Hip Hop-Kultur mein ganzes Leben gegeben.
Ein wichtiger Wert ist vielleicht noch Durchhaltevermögen. Dinge, die man angefangen hat, auch zu Ende zu bringen. Am Ende des Tages ist die Kultur, auch wenn es ein Gemeinschaftsding ist, eine Solo-Nummer.
Ich fahre alleine BMX, ich breake alleine, ich stehe alleine am Plattenspieler und rappe alleine, ich stehe auch alleine vor dem Sampler und mache alleine die Beats. Erstmal ist es ein Kampf mit dem inneren Schweinehund. Wenn man also, wie ich, aus der ersten Generation kommt, in der man anstatt abzukupfern, selbst etwas erschaffen musste, dann ist dieses Durchhaltevermögen bzw. dieser Kampfgeist etwas, was heute nicht mehr in dieser Form vorhanden ist. Wir mussten uns die Dinge erarbeiten.
Ein Beispiel: Die neue Public Enemy-Platte kostete damals 20 DM, ich bekam aber nur 5 DM Taschengeld pro Woche. Also musste ich mich jede Woche zusammenreißen und die gesamte Kohle sparen, bis ich nach einem Monat das Geld zusammen hatte. Dann musste ich noch schwarz in die Stadt fahren, weil ich kein Geld für den Fahrschein hatte, und konnte stolz meine 20 DM auf den Tisch legen, um die Platte zu kaufen. Du kannst dir sicher sein, dass ich jedes Wort und jede Kleinigkeit auf dem Cover förmlich inhaliert habe und die Platte sogar heute noch bei mir im Plattenschrank steht. Die Kids von heute haben das nicht – weil sie einen ganz anderen Zugang zu den Dingen haben und alles in Massen verfügbar ist.
Versteh mich nicht falsch, eine Playlist bei iTunes oder Spotify finde ich gut. Jetzt gerade hat LL Cool J eine neue Platte gemacht – die lade ich mir dann runter. Aber ich nehme mir die Zeit und warte auf den richtigen Moment, um sie mir in voller Länge ganz bewusst anzuhören. Und dann picke ich mir die für mich besten Songs raus und packe sie auf eine Playlist. Die Art und Weise, Musik zu konsumieren, ist wie früher – heute mache ich es mir nur einfacher. Den Aufwand, den wir uns früher mit Kassetten gemacht haben, betreiben wir heute mit Playlists.