krs-one - global awareness tour 2025

Am 10. Mai 2025 machte KRS-One im Rahmen seiner „global awareness tour“-tour Station in der Kulturfabrik in Esch an der Alzette. Anstelle eines klassischen Opening Acts präsentierte die Hip Hop-legende gemeinsam mit der Organisation „Temple Of Hip Hop“ die multimediale Ausstellung „The Ultimate Exhibition of Hip Hop“. Auf Einladung des luxemburgischen Labels „De Läbbel“ waren wir vor Ort, um diese Verbindung aus Konzert und kultureller Bildung mitzuerleben – ein Abend ganz im Zeichen von Musik, Geschichte und Bewusstsein.

> 2025

Im Rahmen seiner „Global Awareness Tour 2025“ hatten wir wieder die Gelegenheit, KRS-One live zu erleben – dieses Mal bei unseren Freunden von „De Läbbel“ in Luxemburg.

Wie gewohnt wurden wir vor Ort von DJ PC und seiner Familie herzlich empfangen, bevor wir uns auf den Weg zur Kulturfabrik in Esch an der Alzette machten. Das Kulturzentrum, in einem ehemaligen städtischen Schlachthof aus dem 19. Jahrhundert untergebracht, bot die perfekte Kulisse für das Event.
 
Am frühen Abend traf die Tour-Crew mit zwei schwarzen Vans ein, und sofort begann der Aufbau im Hauptsaal sowie im Bar-Bereich, in dem sich der Merchandise-Stand befand. Ein besonderes Highlight war die Ausstellung der „Temple Of Hip Hop Organization“, die im Rahmen der Tour mitgeführt wurde. Auf Leinwänden wurden Texte und Grafiken zur Hip Hop-Geschichte sowie zur Arbeit des Temple of Hip Hop und KRS-One präsentiert, darunter auch die „Hip Hop Declaration of Peace“, die KRS-One 2001 vor den Vereinten Nationen präsentierte. „J-Best“, Mitglied der Organisation, erklärte den interessierten Besuchern die Ausstellung und die Philosophie des Temple of Hip Hop.
 
Nach einem kurzen Opening Act von Joey Tru, MC und Mitglied der Temple of Hip Hop, legte KRS-One's Sohn – der sein Tour DJ ist - mit einem packenden Eastcoast DJ-Set nach, das 90er-Jahre Boombap-Klassiker von Mobb Deep, Wu-Tang und Onyx bot. KRS-One betrat die Bühne mit einem Ghettoblaster während der DJ überraschenderweise mit einem modernen DJ Controller anstelle klassischer Turntables auflegte. Nicht der einzige inhaltliche Zwiespalt an diesem Abend.
 
Das Set des „Blastmasters“ begann mit dem Breakbeat-Klassiker „U.F.O.“ von ESG, gefolgt von einem beeindruckenden Freestyle.
Es folgte sein legendärer Hit „Step Into a World (Rapture's Delight)“ aus dem Jahr 1997, bevor KRS-One eine kraftvolle Mischung aus Hits, Klassikern, Freestyles und eher unbekannten Songs aus seinem umfangreichen Katalog präsentierte.

Ein weiteres Highlight war die spontane B-Boy Session zur Mitte der Show, bei der Tänzer aus dem Publikum die Bühne stürmten, um zu B-Boy-Hymnen wie „Apache“ und „It’s Just Begun“ zu tanzen. Besonders beeindruckend waren die beiden ukrainischen B-Boys Igorzfeel und Yaro, die mit ihren Powermoves für Staunen sorgten.
 
KRS-One lieferte eine atemberaubende, über 70-minütige Show, ohne auch nur einen Moment Pause zu machen, ohne einen Schluck Wasser zu trinken oder seine Jacke bei sommerlichen Temperaturen auszuziehen. In diesem Alter und nach über drei Jahrzehnten auf der Bühne noch eine Show dieser Intensität zu liefern, ist wirklich außergewöhnlich und verdeutlicht, warum er zu den außergewöhnlichen Künstlern der Hip Hop-Kultur gehört.
Der Abschluss des Sets bildete der Klassiker „My Philosophy“ von Boogie Down Productions, gefolgt von einem legendären Freestyle über Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ (Herbst).
 
Ein unvergesslicher Abend, der seine Energie, seine Liebe zur Hip Hop-Kultur und seine musikalische Geschichte im vollen Umfang widerspiegelte – auch wenn nicht alles Gold war, was glänzte.

Die „Global Awareness Tour 2025“ von KRS One umfasst 37 Konzerte in 16 Ländern und startete am 23. März in Lissabon. Von dort führte sie durch Südeuropa, über die Schweiz, Deutschland und die Benelux-Staaten bis nach Luxemburg. Bemerkenswert: Die gesamte Tour wurde zentral von Latfro Entertainment organisiert – ohne lokale Promoter. Auch das Team bestand ausschließlich aus langjährigen Wegbegleitern des Künstlers, was der Tour eine besondere Geschlossenheit verlieh.

"Natürlich wäre
es cool gewesen,
ihn jetzt wieder
zu treffen –
aber auch für
ihn wär's das sicher gewesen."

> Rick ski

> interview mit Rick Ski

Tour Entourage
KRS-One
Managerin und Ehefrau von KRS-One: Simone G. Parker
Tour-DJ und Sohn von KRS-One: Kris Parker aka KprymeTheJaeger

Temple Of Hip Hop Mitglieder
Der Temple of Hip Hop ist eine kulturelle Organisation, die 1996 von KRS-One gegründet wurde. Sie versteht Hip Hop nicht nur als Musikrichtung, sondern als umfassende Lebensphilosophie mit eigenen Werten, Prinzipien und Bildungszielen. Die Organisation setzt sich für die Bewahrung, Bildung und spirituelle Entwicklung der Hip Hop-Kultur ein. Der Hauptsitz des Temple of
Hip Hop befindet sich in Newark, New Jersey, USA. 

Tour Veranstalter
Latfro Entertainment in Kooperation mit David Galassi aka David Fluit - Leiter des Luxemburger Hip Hop Labels und Konzert-Agentur De Läbbel – der sich um Local Promotion Support und Vermittlung bezüglich der lokalen Venues und Kooperationspartnern kümmert.

Anzahl Zuschauer: 450
Beginn Aufbau: 17:00 Uhr
Soundcheck: 18:00 Uhr
Doors Open: 20:00 Uhr
Opening Act Joey Tru aka Joey Cepeda: 20:45 – 21:00 Uhr
Warm-Up DJ KprymeTheJaeger: 21:00 – 21:15 Uhr
Showtime KRS-One: 21:15 – 22:30 Uhr

B-Boy Cypher
Igorzfeel (Breakin)
B-Boy Yaro (Breakin) 
Mister Tad (Electric Boogie) 
William Lopes (Freestyle Dancing)

Merchandise
KRS-One Entourage

Setlist KRS-One
Esg – U.f.o. (Intro) 
Freestyle über Instrumental (unbekannt)
Step Into a World (Rapture's Delight)
Mc´s Act Like They Don`t Know
The MC
50 More Years Of Hip Hop
Classic (DJ Premier Song)
„1973“ Freestyle über „Classic“ Instrumental
South Bronx
I´m Still #1
A Friend
Out for Fame
Re Mind Yourself
Higher Level (Instrumental) 
 
→ Beginn  B-Boy Chiper
Setlist  B-Boy Chiper:
Jimmy Castor Bunch – It`s Just Begun 
Liquid Liquid - Cavern 
Gaz – Sing, Sing
Michael Viners Incredible Bongo Band - Apache 
Babe Ruth - The Mexican 
Mohawks - The Camp 
 
→ nahtloser Übergang zurück ins Konzert-Set
Sound of Police 
Love`s Gonna Get`cha (Material Love) (Instrumental) 
Street Rap
Freestyle über Young Ego – Blessed Sevens Forever
Hip Hop Lives
Remember (2025 Song)
„Round and Round“ Freestyle (Acapella)
Über Reggae Riddim (unbekannt): 9 mm Goes Bang / P is Free
Criminal Minded 
My Philosophy
Freestyle über Vivaldi – Vier Jahreszeiten (Herbst) 
Grundsätzlich finde ich die Idee, Konzerte und Ausstellungen zu kombinieren, sehr gut – vor allem, weil
die gesamte Tour vom „Temple of Hip Hop“ präsentiert wurde. Zudem setzt sich KRS-One intensiv mit der Hip Hop-Kultur auseinander – insbesondere mit deren Bewahrung. In diesem Rahmen war die Kombination also durchaus passend.
> zahlen & Fakten sowie Magazin: rick ski 
> interview & fotos: Jimi 

> Zahlen und Fakten

> Auf der diesjährigen Tour hatte die Entourage von KRS ONE Leinwände dabei und hat im Rahmen des Konzertes eine Ausstellung veranstaltet, die in der Location stattgefunden hat – wie hat Dir dieses Konzept gefallen?

> Für die Leute, die noch kein Konzert auf dieser Tour besucht haben - kannst Du bitte noch etwas auf das Konzept dieser Ausstellung eingehen?

Das, was dort zu sehen war und ausgestellt wurde, würde ich persönlich nicht als klassische „Hip Hop“-Ausstellung bezeichnen. Es handelte sich vielmehr – was auch völlig legitim ist – um eine Präsentation der Arbeit des „Temple of Hip Hop“ und natürlich um das Werk von KRS-One im Kontext der Hip Hop-Kultur. Es war jedoch keine „Hip Hop-History“-Ausstellung, wie ich sie eher erwartet hätte.
 
Natürlich gehören diese Inhalte zur Geschichte des Hip Hop, doch gerade eine Persönlichkeit wie KRS-One bringt eine so umfassende eigene Historie mit, dass ich mir auf den Leinwänden der Ausstellung deutlich mehr persönliche Einblicke gewünscht hätte – etwa private Fotos, Dokumente und seltene Artefakte. Genau das hatte ich, gerade in Bezug auf ihn, auch ein Stück weit erwartet: Flyer aus den Anfangstagen, unveröffentlichte Bilder von ihm und Scott La Rock, Fotos von „The Celebrity Three“ (eine frühe Crew von KRS-One, Anm. d. Red.) – eben solche Dinge.
 
Daher war ich persönlich – gerade wegen der eigentlich sehr guten Idee – etwas enttäuscht.
Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten in der Location wurden nur vier Leinwände ausgestellt, obwohl sie deutlich mehr dabei hatten. Aber selbst mit 15 Leinwänden wäre die Struktur der Ausstellung im Kern identisch geblieben.

> Fairerweise muss man sagen, dass es schwierig ist, eine Ausstellung auf einer Tour umzusetzen, wenn man von Location zu Location unterschiedliche Verhältnisse hat und nicht alle Leinwände ausstellen kann. Welche nimmt man? Welche lässt man weg und wie schafft man es dennoch, eine konzeptionelle Geschichte trotz Unterbrechungen oder Lücken zu erzählen? Vielleicht wäre es besser gewesen, diese Stolpersteine zu umgehen, indem man einen Film zeigt.

Das sind genau diese Details, bei denen jeder eine andere Meinung hat. So oder so war es keine Hip Hop-Ausstellung im klassischen Sinne. Man muss aber fairerweise sagen, dass auch die „Hip Hop Declaration of Peace“ – die 2001 bei der UNESCO vorgestellt und von Künstlern wie KRS-One, Afrika Bambaataa und anderen unterzeichnet wurde – auf einer der Leinwände präsentiert wurde. Damit lassen sich natürlich auch wichtige Inhalte vermitteln.
 
Allerdings frage ich mich oft, ob Menschen, die nicht über das nötige Insiderwissen verfügen, die eigentliche Botschaft solcher Präsentationen überhaupt erfassen und wirklich verstehen können.

> Aus dem Grund gab es ein "Temple Of Hip Hop"-Mitglied, das bei den Leinwänden der Ausstellung den Zuschauern die Inhalte erklärt und Fragen beantwortet hat. Ihr habt euch auch unterhalten – um was ging es bei euerm Gespräch?

Zunächst unterhielten wir uns über die verschiedenen Exponate. Eine der Leinwände widmete sich unter anderem Kool Herc und dem Rec Room – ein Dokument der frühen Anfänge der Hip Hop-Kultur.
Er erzählte mir außerdem, dass der „Temple of Hip Hop“ sogenannte „Educator-Kurse“ anbietet, in denen man sich zum Hip Hop-Lehrer ausbilden lassen kann. Diese Kurse finden sowohl im Gebäude des „Temple of Hip Hop“ in New Jersey als auch teilweise im Rec Room der 1520 Sedgwick Avenue statt – jener legendären Adresse, an der Kool Herc am 11. August 1973 die erste dokumentierte Hip-Hop-Party veranstaltete. Die Mitglieder des „Temple of Hip Hop“ haben exklusiven Zugang zu diesem Raum.
 
Mich interessierte dann noch, welche Verbindung bzw. Rolle er selbst in diesem Konstrukt hat. Er erzählte mir, dass er Mitglied des „Temple of Hip Hop“ ist und eigentlich an der Westküste lebt.

> Bei den genannten Themen hat man eher eine Verbindung zur Ostküste im Kopf

Auch wenn man KRS-One eher mit der Ostküste in Verbindung bringt, hat er viele Jahre an der Westküste gelebt. Meines Wissens nach hatte er dort über längere Zeit einen Job bei einer Plattenfirma. Insofern überrascht es mich nicht, dass es in seiner Crew auch Leute von der Westküste gibt und eine feste Verbindung zu dieser Szene besteht.
 
Wie gesagt: Insgesamt eine gute Idee mit der Ausstellung – auch wenn ich mir inhaltlich mehr erhofft hatte, sowohl von den Exponaten als auch von dem Gespräch. Er konnte mir nicht wirklich viel Neues erzählen, da ich mich im Bereich Hip Hop-History bereits recht gut auskenne.

> Wer Dich kennt weiss, was für ein positiver Nerd und Sammler Du bist. Deine Sammlung umfasst unter anderem seltene Artefakte, wichtige historische Dokumente, Flyer, Poster, DJ Mixer aus den 70er Jahren und vieles mehr. Zu diesem Konzert hast Du neben der original „Sleeping Bag Records“ Jacke auch noch ein altes Magazin mitgenommen. Was hat es damit auf sich? 

Dieses Magazin ist meines Wissens nach die erste Print-Publikation überhaupt, in der KRS-One auftaucht – vom März 1986. Nur sehr wenige kennen diese Ausgabe, die im Grunde eine Sonderausgabe innerhalb des Magazins darstellt. Sie enthält ein Interview mit Scott La Rock, in dem er KRS-One erwähnt. Zudem sind darin zwei Fotos abgedruckt: eines zeigt ihn allein, das andere gemeinsam mit dem jungen KRS-One. Anhand der Ästhetik lässt sich vermuten, dass es sich dabei um private Aufnahmen handelt. Ich denke nicht, dass KRS-One vor dieser Veröffentlichung jemals in einer anderen Zeitschrift aufgetaucht ist – die Ausgabe erschien noch vor der Gründung von Boogie Down Productions.
 
Soweit mir bekannt ist, wurde zu diesem Zeitpunkt zwar bereits über das Konstrukt der Gruppe gesprochen und nachgedacht, aber offiziell existierte die Crew noch nicht. Gerade im Hinblick auf die Person KRS-One ist diese Publikation also ein historisch bedeutsames Dokument – und natürlich auch im Zusammenhang mit Scott La Rock, der leider viel zu früh verstorben ist und von dem es daher nur wenige dokumentierte Spuren gibt. Das hier ist KRS-One und Scott La Rock – before the fame.
Maestro Rick Ski
in der Kulturfabrik in Esch an der Alzette, Luxembourg

"Das hier ist KRS-One und Scott La Rock before the fame"

> Du hattest das Magazin mitgenommen, weil Du es gerne nach dem Konzert KRS-ONE zeigen wolltest. Warum hat das nicht geklappt?

Ich hätte ihn am liebsten auch noch kurz interviewt, aber dieser Gedanke hat sich leider schon im Vorfeld zerschlagen. Ganz offensichtlich kommt man – im Gegensatz zu früheren Tourneen – auf dieser Tour nicht mehr so einfach an KRS-One heran.
 
Ich hatte das Magazin dabei, weil ich gerne mit ihm über diesen Artikel gesprochen hätte. Es wurden mehrere Platten von Scott La Rock und KRS-One veröffentlicht, bevor „South Bronx“ erschien (Boogie Down Productions-Track vom ersten Album Criminal Minded, 1987, Anm. d. Red.), aber die genaue Reihenfolge dieser frühen Releases ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Es geht dabei um insgesamt drei Platten – eine davon wird explizit in dem Artikel erwähnt: die Maxi „12:41 – Success Is The Word“, die damals auf Fresh/Sleeping Bag Records erschienen ist. Das bedeutet, dass KRS-One zumindest für kurze Zeit bei
Sleeping Bag Records unter Vertrag war – und genau deshalb hatte ich auch meine Jacke von dem Label mitgenommen. Das war die Verbindung, über die ich gerne mit ihm gesprochen hätte. Vielleicht hat KRS-One diesen Artikel nie gesehen. Er war beim Interview, das in dem Magazin abgedruckt ist, nämlich gar nicht anwesend – es wurde ausschließlich Scott La Rock befragt. Aus historischer Perspektive wäre es für ihn sicherlich interessant gewesen, diesen Beitrag zu sehen.
 
Während meines Gesprächs mit dem „Temple of Hip Hop“-Mitglied auf der kleinen Ausstellung zeigte ich ihm das Magazin und sprach mit ihm über den Artikel. Ich bin mir nicht sicher, wie vertraut er mit den Bands und Namen war, die ich im Zusammenhang mit dem Artikel nannte, aber er zeigte sich sehr interessiert und begeistert. Er ging daraufhin sofort mit mir zum Merch-Stand und zeigte es seinem Kollegen mit den Worten: „It’s a gem, we need to show it to the teacher!“ Der Mitarbeiter am Merch-Stand war ebenfalls angetan, meinte aber, dass ich es KRS-One nur zeigen könne, wenn ich mir ein Meet & Greet-Ticket kaufe.
Ich hätte ihm den Artikel wirklich gerne gezeigt und mich kurz mit ihm darüber unterhalten – aber dafür bezahle ich kein Geld. Denn das, was ich da dabei hatte, hätte für ihn und den „Temple of Hip Hop“ einen deutlich höheren Wert gehabt als für mich. Hier geht es nicht ums Geld – es geht um Prinzipien.

> Ich hatte wieder ein paar seltene Pressungen dabei, die ich mir unterschreiben lassen wollte, und muss gestehen, dass ich lange überlegt habe, ob ich diese Option wählen und mir ein Meet & Greet-Ticket kaufen soll – denn es gab ansonsten keine andere Möglichkeit, KRS-One zu treffen.
Also musste ich abwägen: Wie wichtig ist es mir, diese Lücke in meiner Sammlung zu schliessen?
Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass er mit seinen knapp 60 Jahren noch einmal auf Europatour geht? Wahrscheinlich bin ich einfach ein verdammter Sammler, denn es kam, wie es kommen musste: Ich habe mir diese Option dann Minuten vor dem Konzert gekauft – auch wenn es total absurd ist und, wie du bereits sagst, nichts mit den Werten der Hip Hop-Kultur zu tun hat.

In den knapp 30 Jahren, in denen ich Platten und Autogramme sammle, habe ich noch nie auch nur einen Cent für ein Meet & Greet oder ein Autogramm bezahlt. bis zu diesem abend.

Erste Printpublikation über Scott La Rock & KRS-One, März 1986
Dieses sehr seltene Magazin beschreibt die Ära vor Boogie Down Productions
Wie ist das denn dann abgelaufen?

> Ich hatte ein Armband erhalten und sollte mich nach dem Konzert am vereinbarten Treffpunkt einfinden, wo der Tourmanager mich in Empfang nehmen würde.

War das denn gut organisiert? Ich habe zahlreiche Leute mit diesen Armbändern gesehen, die nicht genau wussten, wohin sie eigentlich sollten. Die Kommunikation war offenbar nicht ganz klar – viele standen etwas ratlos herum und suchten nach dem richtigen Treffpunkt.

> Ganz ehrlich – es war etwas chaotisch. Ich musste mich an verschiedenen Stellen durchfragen, wo genau der Treffpunkt war, und niemand konnte mir eine verbindliche Antwort geben. Erst durch Zufall lief ich dem Veranstalter über den Weg, der mir dann die Bühne als Treffpunkt nannte. Von dort aus wurden alle Besucher mit Armband in den Backstage-Bereich geführt, wo wir schließlich KRS-One trafen.
 

Das eigentliche Meet & Greet war leider sehr knapp bemessen, sodass kaum Zeit für Gespräche blieb. Ein Mitarbeiter von ihm machte Fotos, und KRS-One unterschrieb die mitgebrachten Sachen – next please.


Lustigerweise war J-Best, der „Temple Of Hip Hop“-Mitarbeiter, der vor dem Konzert die Ausstellung betreut hatte und mit dem du dich unterhalten hast, auch im Backstage-Bereich. Er sprach mich sofort auf dich und dein Magazin an: „Where’s your colleague with the magazine?“ Fassungslos schaute er mich an, als ich ihm erzählte, dass man dir den Zutritt verwehrt hatte – beziehungsweise dich nur gegen Bezahlung in den Backstage-Bereich lassen würde. Ich glaube, in dem Moment tat es ihm leid, und ihm wurde die verpasste Gelegenheit bewusst. Zu spät.

Ich habe KRS-One schon einmal getroffen und mich mit ihm unterhalten – das muss etwa 31 Jahre her sein. Wenn ich mich richtig erinnere, standen wir damals mit Legenden wie Chuck D, Red Alert und Charlie Chase zusammen. Das war natürlich eine abgefahrene Runde, aber eben auch unter anderen Vorzeichen. Natürlich wäre es cool gewesen, ihn jetzt wieder zu treffen – aber auch für ihn wäre's das sicher gewesen.
 
Sagen wir mal so: Ich verstehe, dass alle ihr Geld verdienen wollen und müssen. Aber dieses Abschirmen – also erst zum Beginn der Show erscheinen und direkt nach dem Auftritt wieder in den Bus steigen, um sich zum Hotel fahren zu lassen – das ist für mich nicht Hip Hop. Es geht doch darum, sich unter die Leute zu mischen, sich mit ihnen zu unterhalten und eine Art von Austausch zu suchen. Hip Hop ist im Kern doch ein Community-Ding. Natürlich gibt es Leute, die einen gewissen Status haben – das ist auch vollkommen okay. Trotzdem ist für mich die Hip Hop-Kultur nicht dieses „Superstar“-Ding wie bei Michael Jackson, der sich im Hotel verstecken musste.

> trotz kritischer Töne muss man aber auch erwähnen, dass das Konzert unfassbar gut war

KRS-One ist live eine wahre „Maschine“ – unglaublich! Überleg mal: 70 Minuten lang hat er ohne Backup-MC und ohne auch nur einen Schluck zu trinken durchgezogen! Bei der Hitze hat er nicht einmal seine Jacke ausgezogen. Und das macht er auf der gesamten Tour – was völlig verrückt ist.
 
Aber es war nicht nur wild, sondern auch richtig laut. Ich bin Tontechniker und muss meine Ohren schonen, daher habe ich bei Konzerten immer Gehörschutz dabei. Trotzdem hat es in meinen Ohren geklingelt, weil sie mit der Lautstärke einfach übertrieben haben. Sie haben dem DJ so viel Pegel gegeben, dass man die Rap-Parts teilweise kaum noch hören konnte. Ich möchte nicht wissen, wie es für die Leute war, die keinen Gehörschutz hatten.

> ich hatte keinen gehörschutz an dem abend dabei

Dann bist du entweder schon taub und weißt es nicht, oder du hattest einfach Glück.

> Am nächsten Tag hatte ich dieses Klingeln im Ohr und war praktisch nur noch „Mono“ unterwegs

Diese Location hat eine hervorragende PA, die ordentlich Druck macht. Daher müsste man die PA eigentlich nicht übersteuern.

> Abschliessend, wenn du auf das Konzert zurückblickst: Wie würdest du die Performance, die Songauswahl und die Bühnenpräsenz bewerten? Was ist dein Fazit?

Seine Bühnenpräsenz ist pure Power – da gebe ich eine klare 11/10 (lacht). Die Performance selbst ist eine glatte 10/10. Die Songauswahl bekommt von mir eine sehr gute 8/10 – es waren wirklich alle Klassiker dabei. Obwohl, wenn ich genauer darüber nachdenke, hat er leider „The Bridge Is Over“ nicht gespielt, was meiner Meinung nach einer seiner wichtigsten Songs ist.

> Ich fand, dass er dieses Mal viele sehr lange, interessante und teils abgefahrene Freestyle-Parts in sein Set eingebaut hat

Richtig, in der Tat! Er ist eben der „Teacher“ – und auch ein Philosoph. Selbst die tiefgründigen Themen hat
er so verpackt, dass es gleichzeitig Unterhaltung war – es war „Edutainment“. Das muss man ihm einfach lassen.

> Ungefähr zur Mitte seiner Show gab es dann die B-Boy-Session, bei der jeder, der wollte (und konnte), auf die Bühne durfte, um zu Break Beats zu tanzen. Wie zu erwarten war, reichte die Qualität der Darbietungen von ganz okay bis zu richtig heftig.

Also, die beiden B-Boys aus der Ukraine, die wir später auch kennengelernt haben, waren einfach krass – absoluter Wahnsinn, wie die getanzt haben. Ganz junge Tänzer, die sowohl kraftvoll ausgeführte Powermoves als auch klassische Moves aus den 70ern gezeigt haben, die andere Tänzer heutzutage gar nicht mehr im Repertoire haben. Bei den beiden war jede Menge 70er Jahre B-Boy-Spirit dabei. Der Flavor war überragend – das hat der ganzen Show nochmal eine ganz andere Wendung gegeben. Respekt auch an die Leute, die sich ein Ticket kaufen und dann die Show mitgestalten. Man kann wirklich sagen, dass die beiden einen Höhepunkt der Show darstellten. Ich fand es auch großartig, dass der eine mit seinen Powermoves sogar die Leinwände auf der Bühne weggekickt hat.
 
Zusammenfassend war der Abend und das Konzert top. Ich fand den Ansatz super – die Hip Hop-Kultur erlebbar zu machen. Wer hat diesen Ansatz schon, das auf Tour mitzunehmen? Das muss man ihm einfach lassen. Der einzige Minuspunkt war jedoch, dass er zwar zum kulturellen Austausch aufgerufen hat, sich aber dem Austausch mit den lokalen Künstlern und Leuten verweigert hat.

Und das ist eigentlich die wahre Essenz der Hip Hop-Kultur.

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